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Kultur.Diplomatie




29.07.2014  Quintessenzen Ungarn – Im Gespräch mit Direktor Marton Méhes



Der Direktor des Balassi Institut - Collegium Hungaricum Wien, Dr. Marton Méhes, sprach mit dem KDMagazin über den Stellenwert von Cultural Heritage in Ungarn, die Veränderungen am Institut und neue Initiativen wie die Donauraumstrategie. Ungarn ergreift heuer die Möglichkeit sich als Gastland bei der Vienna Design Week zu präsentieren - den ersten Teaser zum Programm gibt es bereits! 

 

Herr Direktor Méhes, haben Sie ein typisch ungarisches Lieblingsgericht?

 

Eines einer absoluten Lieblingsgerichte ist ungarisches Lescó (Letscho). Es ist ein leichtes Sommergericht und existiert in verschiedenen Varianten. Aber es erinnert mich immer so an die Heimat..Wenn man im Sommer and den vielen Ferienhäusern am Balaton vorbeispaziert, duftet es aus vielen Küchen nach diesem herrlichen Paprikagericht...

 

Lecsó [Letscho]
(für 2 Personen)
 
2 große Zwiebeln in kleine Würfel schneiden, evtl. 2-4 Zehen Knoblauch je nach Geschmack dazu pressen und in Fett dünsten. Man kann Fett tierischer Herkunft, Olivenöl, Sonnenblumenöl aber auch Margarine verwenden. Am besten ist Fett tierischer Herkunft, weil das Paprikapulver (Gewürzpaprika) nur in diesem schmelzen kann, das gibt die berühmte glänzende rote Farbe der ungarischen Gerichte.

Wenn die Zwiebeln schon halb durch sind, nimmt man sie vom Herd und vermengt sie mit einem gehäuften TL Paprikapulver. Danach kann man sie zurück auf den Herd stellen und die 4 Tomaten und 6 Spitzpaprika (man kann verschiedene Farben: gelb, rot, grün nehmen) grob gewürfelt oder in Scheiben hinzufügen. Mit Salz und Pfeffer abschmecken und 20-25 Min. lang zugedeckt, auf kleiner bis mittlerer Hitze köcheln lassen, und regelmäßig umrühren. Wenn die Flüssigkeit abdampft, kann man ein wenig Wasser nachfüllen. Wenn die Tomaten und die Paprika weich geworden oder zerfallen sind, ist das LECSÓ fertig.
 
Servieren kann man es in verschiedenen Variationen, dann reicht es auch für mehrere Personen:
1. Lecsó Natur mit Brot
2. Lecsó Natur als Beilage zur Fleischgerichte
3. Lecsó mit Dauerwurst oder Würstchen: Würstchen in 0,5 cm dicke Scheiben schneider und mit den Tomaten und Paprika mitkochen.
4. Lecsó mit Eiern: 6 geschlagene Eier zum fertigen Grundrezept hinzufügen und beim ständigen Rühren so lange kochen, bis die Eier durch sind.
5. Lecsó mit Reis: Lecsó mit etwas mehr Saft zubereiten. 1,5 dl Reis entweder getrennt aufkochen und dann mit dem Lecsó verrühren oder den Reis im Lecsó aufkochen (dazu braucht man aber die doppelte Menge an Saft als im Naturlecsó)
 
Guten Appetit!

 

 

Die Beziehung zwischen Österreich und Ungarn hat eine so lange Geschichte, wie fast keine andere in Europa. Seit etwa 1100 Jahren ist die Historie unzertrennlich verbunden. Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede erleben Sie persönlich zwischen den beiden Nationen?

 

 

Man fühlt sich als Ungar in Wien heimisch. Das Leben in Ungarn und Österreich bietet auf vielen Ebenen Ähnlichkeiten: viele Speisen, Gewohnheiten und Manieren, aber auch die Lebensweise überschneiden sich sehr, was sicher auf die lange gemeinsame Vergangenheit zurückzuführen ist. Denken Sie an die Zwetschkenknödel: ÖsterreicherInnen und UngarInnen sind sich da bis heute über die nationale Zugehörigkeit der Speise nicht einig.

 

Die „mentale Entfernung“ von Budapest zu Wien ist viel kleiner als beispielsweise zu Berlin. Gleichzeitig gibt es zahlreiche Unterschiede zwischen den zwei Nationen. Die Stadt Budapest ist hektisch und lebendig, Wien ist gemütlich und ruhig. Das Attribut der Gemütlichkeit ist vielleicht schon etwas überstrapaziert, aber es stimmt!

 

Eine persönliche Beobachtung ist der Unterschied zwischen der süd-östlichen und nord-westlichen Mentalität, gerade im Donauraum gibt es hier einen bemerkbaren Übergang. Ich assoziiere die ungarische Mentalität nicht mich Chaos, sondern mit Leidenschaft und Enthusiasmus. Wenn die Ungarn diese Leidenschaft in Projekte verwandeln, dann stecken sie ihr gesamtes Herzblut in das Projekt. Diese Denkweise ist aber manchmal auch mit Last-Minute-Handlungen verbunden. Aus der Kombination der besten österreichischen und ungarischen Eigenschaften entstehen jedoch die erfolgreichsten Kooperationsprojekte!

 

Foto: Direktor Marton Méhes und Pamela Bartar beim Gespräch im Collegium Hungaricum Wien. Credit: ConnectingCulture.at 

 

 

Von außen betrachtet: Ungarn bewegt sich zwischen den Polen alt und neu, ländlich und urban, traditionell und progressiv. Wo steht das Land?


Die Geschichte spielt auch eine sehr wichtige Rolle in Ungarn, aber wenn jemand sehr progressiv sein möchte, dann kann nicht aufgearbeitete Geschichte auch zur großen Last werden. In Ungarn ist vieles historisch begründet und die Aufarbeitung dieser Geschichte ist eine große Herausforderung für das Land. Die Geschichte muss von der gesamten Bevölkerung aufgearbeitet werden, sonst schlägt sie immer wieder zurück. Es befindet sich alles noch in einem Prozess und dieser Prozess dauert länger als man sich das vor 25 Jahren vorgestellt hat. An dieser Aufarbeitung nimmt auch das Collegium Hungaricum Wien mit seinen wissenschaftlichen Programmen teil, wie etwa im März 2014 mit der internationalen Konferenz über den Unterricht des Ersten Weltkriegs in Mitteleuropa.


Sie sind seit Jänner 2010 Direktor des Collegium Hungaricum Wien. Gestatten Sie uns einen Rückblick?

Auf der einen Seite sind 5 Jahre eine beträchtliche Zeit, auf der anderen Seite sind sie wirklich unglaublich rasch verfolgen. Das ist ein äußerst gutes Zeichen, weil am Institut viel passiert ist. Ich konnte zahlreiche neue Projekte und Initiativen ins Leben rufen. Den Fortschritt zu sehen, tut gut, aber es ist auch sehr aufwendig ein breites Kultur-Programm zu entwickeln.  Meine beruflichen Wurzeln liegen nicht in der Diplomatie: Ich bin studierter Germanist und habe danach an zwei verschiedenen Universitäten in Ungarn unterrichtet. 2001 übersiedelte ich nach Berlin, wo ich am Collegium Hungaricum als Kulturmanager und bis 2006 als stellvertretender Direktor tätig war. 2010 war ich der Kurator des Kulturjahres „Ungarischer Akzent“  in Deutschland. Das nächste Projekt war die Kulturhauptstadt Europas Pécs 2010, wo ich in der Vorbereitungsphase 2007 als künstlerischer Leiter engagiert war. Danach war ich im Universitätsmanagement an der deutschsprachigen Universität Andrassy in Budapest tätig. Meine Karriere ist eine bunte Mischung aus Tätigkeiten im akademischen Bereich und Kulturmanagement. Natürlich bin ich Kulturdiplomat, aber ich persönlich würde mich eher als Kulturmanager bezeichnen. Die DirektorInnen der ungarischen Kulturinstitute kommen zum größten Teil aus externen Bereichen und können somit Expertise im eigenen Fachbereich aufweisen. Die Fachbereiche, aus denen die DirektorInnen stammen, sind jedoch sehr breit gefächert, sei es Wissenschaft oder Kultur.


An den ungarischen Kulturinstituten erfolgt die Besetzung der DirektorInnen verstärkt mit ExpertInnen aus dem Kulturumfeld und weniger aus der diplomatischen Karriere…

Mein Vorgänger, Dr. Zoltan Fonagy, war ein Historiker und der Leiter davor, Prof. Dr. Karoly Csuri, ein bedeutender Literaturwissenschaftler. Das ist aber nicht nur in Wien der Fall, sondern in jedem ungarischen Kulturinstitut. 
Ein Hintergrund als Kulturmanager und als Diplomat bringen Unterschiedliches. KulturmangerInnen, die kaum Erfahrung im Bereich öffentliche Administration und Verwaltung aufweisen können, stehen vor mehreren Herausforderungen. Oft sind falsche Vorstellungen über die Funktion und die Prozesse ein Hindernis. Die Leitung eines Kulturinstitutes besteht nicht nur darin, Kreativität auszuleben und Projekte zu managen. Die Realität verlangt um einiges mehr, denn Direktoren müssen diplomatische und formal-administrative Aufgaben abwickeln. Die Vorteile einer diplomatischen Karriere zeigen sich darin, dass man sich nicht erst in die diplomatischen Strukturen einarbeiten muss. Es gibt viele diplomatische Regeln und Abläufe, die eingehalten werden müssen, der Kontakt mit anderen Diplomaten und hohen Beamten muss gepflegt werden und als DirektorIn sollte man ein großes Netzwerk haben.

Mein Vorgänger, Dr. Zoltan Fonagy, war ein Historiker und der Leiter davor, Prof. Dr. Karoly Csuri, ein bedeutender Literaturwissenschaftler. Das ist aber nicht nur in Wien der Fall, sondern in jedem ungarischen Kulturinstitut. 
Ein Hintergrund als Kulturmanager und als Diplomat bringen Unterschiedliches. KulturmangerInnen, die kaum Erfahrung im Bereich öffentliche Administration und Verwaltung aufweisen können, stehen vor mehreren Herausforderungen. Oft sind falsche Vorstellungen über die Funktion und die Prozesse ein Hindernis. Die Leitung eines Kulturinstitutes besteht nicht nur darin, Kreativität auszuleben und Projekte zu managen. Die Realität verlangt um einiges mehr, denn Direktoren müssen diplomatische und formal-administrative Aufgaben abwickeln. Die Vorteile einer diplomatischen Karriere zeigen sich darin, dass man sich nicht erst in die diplomatischen Strukturen einarbeiten muss. Es gibt viele diplomatische Regeln und Abläufe, die eingehalten werden müssen, der Kontakt mit anderen Diplomaten und hohen Beamten muss gepflegt werden und als DirektorIn sollte man ein großes Netzwerk haben.
Mein Vorgänger, Dr. Zoltan Fonagy, war ein Historiker und der Leiter davor, Prof. Dr. Karoly Csuri, ein bedeutender Literaturwissenschaftler. Das ist aber nicht nur in Wien der Fall, sondern in jedem ungarischen Kulturinstitut. 
Ein Hintergrund als Kulturmanager und als Diplomat bringen Unterschiedliches. KulturmangerInnen, die kaum Erfahrung im Bereich öffentliche Administration und Verwaltung aufweisen können, stehen vor mehreren Herausforderungen. Oft sind falsche Vorstellungen über die Funktion und die Prozesse ein Hindernis. Die Leitung eines Kulturinstitutes besteht nicht nur darin, Kreativität auszuleben und Projekte zu managen. Die Realität verlangt um einiges mehr, denn Direktoren müssen diplomatische und formal-administrative Aufgaben abwickeln. Die Vorteile einer diplomatischen Karriere zeigen sich darin, dass man sich nicht erst in die diplomatischen Strukturen einarbeiten muss. Es gibt viele diplomatische Regeln und Abläufe, die eingehalten werden müssen, der Kontakt mit anderen Diplomaten und hohen Beamten muss gepflegt werden und als DirektorIn sollte man ein großes Netzwerk haben.
Mein Vorgänger, Dr. Zoltan Fonagy, war ein Historiker und der Leiter davor, Prof. Dr. Karoly Csuri, ein bedeutender Literaturwissenschaftler. Das ist aber nicht nur in Wien der Fall, sondern in jedem ungarischen Kulturinstitut. 
Ein Hintergrund als Kulturmanager und als Diplomat bringen Unterschiedliches. KulturmangerInnen, die kaum Erfahrung im Bereich öffentliche Administration und Verwaltung aufweisen können, stehen vor mehreren Herausforderungen. Oft sind falsche Vorstellungen über die Funktion und die Prozesse ein Hindernis. Die Leitung eines Kulturinstitutes besteht nicht nur darin, Kreativität auszuleben und Projekte zu managen. Die Realität verlangt um einiges mehr, denn Direktoren müssen diplomatische und formal-administrative Aufgaben abwickeln. Die Vorteile einer diplomatischen Karriere zeigen sich darin, dass man sich nicht erst in die diplomatischen Strukturen einarbeiten muss. Es gibt viele diplomatische Regeln und Abläufe, die eingehalten werden müssen, der Kontakt mit anderen Diplomaten und hohen Beamten muss gepflegt werden und als DirektorIn sollte man ein großes Netzwerk haben.

Mein Vorgänger, Dr. Zoltan Fonagy, war ein Historiker und der Leiter davor, Prof. Dr. Karoly Csuri, ein bedeutender Literaturwissenschaftler. Das ist aber nicht nur in Wien der Fall, sondern in jedem ungarischen Kulturinstitut. 
Ein Hintergrund als Kulturmanager und als Diplomat bringen Unterschiedliches. KulturmangerInnen, die kaum Erfahrung im Bereich öffentliche Administration und Verwaltung aufweisen können, stehen vor mehreren Herausforderungen. Oft sind falsche Vorstellungen über die Funktion und die Prozesse ein Hindernis. Die Leitung eines Kulturinstitutes besteht nicht nur darin, Kreativität auszuleben und Projekte zu managen. Die Realität verlangt um einiges mehr, denn Direktoren müssen diplomatische und formal-administrative Aufgaben abwickeln. Die Vorteile einer diplomatischen Karriere zeigen sich darin, dass man sich nicht erst in die diplomatischen Strukturen einarbeiten muss. Es gibt viele diplomatische Regeln und Abläufe, die eingehalten werden müssen, der Kontakt mit anderen Diplomaten und hohen Beamten muss gepflegt werden und als DirektorIn sollte man ein großes Netzwerk haben. 

Wenn diese Abläufe unbekannt sind, verlangt es mehr Zeit und Aufwand um sich zurecht zu finden.


 
Kurz nach Ihrem Antritt in Wien meinten Sie bei einem Interview „Ein Kulturinstitut sei kein Konzerthaus, keine Galerie und kein Literaturhaus – es braucht einen Kulturmix und soll ein Projektbüro darstellen“.
 

Dieses Zitat unterstreiche ich immer noch, denn ich konnte bereits in Berlin einiges an  Erfahrung sammeln und kam schon mit einer konkreten Vorstellung nach Wien. Für mich ist es wichtig, einen Mix aus allen Bereichen der Kunst anzubieten. Der wichtigste Aspekt für ein Kulturinstitut ist meiner Meinung nach, ein standhaftes Konzept zu entwickeln und der Motor für verschiedene Projekte zu sein. In unserem Fall ist das zentrale Thema die Donauraum-Kooperation und diese basiert auf der Zusammenarbeit der Donauländer in allen Bereichen der Kunst und Kultur. Ein primärer Aspekt ist hier vor allem zeitgenössische Kunst und Kultur aus den Donauländern zu etablieren, junge KünstlerInnen zu fördern und sie zusammenzubringen. Aus welchem Genre die Kunst kommt, spielt nur eine sekundäre Rolle, die Idee und das Konzept hinter dem Projekt muss überzeugend sein.

 
Das Institut Collegium Hungaricum Wien wurde bereits 1924 gegründet, übersiedelte 1963 aus dem Palais Trautson an den heutigen Standort und wurde 1998/99 renoviert. Was macht diesen Standort aus, wie arbeitet es sich in der modernen Architektur?
 
Das heutige Gebäude hat natürlich einen ganz anderen Reiz, als das alte Palais Trautson. Viele Ungarn weinen diesem Palais bis heute nach. Das Palais Trautson war in ungarischem Besitz und stammt aus der Zeit, in der Maria Theresia die königliche ungarische Leibgarde gegründet hat. Nach dem Ende der Monarchie entwickelten sich in den Räumlichkeiten zunächst wissenschaftliche Aktivitäten und Stipendienprogramme. Anfang der 60er Jahre – unter der kommunistischen Führung – veränderte sich der Blickwinkel jedoch.

Das Gebäude wurde zur "Last" aus der Monarchie und schlussendlich an die Republik Österreich verkauft. Als Ersatz für das Palais wurde das Vorgängerhaus des heutigen Collegium Hungaricum Wien erbaut - ein schlichter Plattenbau.

1998/99 wurde das Gebäude nach den Plänen von László Rajk Jr. , János Balázs und Irisz Borsos umgebaut und man versuchte, den schlichten Stil der 60er Jahre aufzubrechen und eine moderne Konstruktion, ein Schiff der ungarischen Kultur am Donaukanal, zu entwickeln. László Rajk jr. ist übrigens der Sohn eines der bekanntesten Opfer eines Schauprozesses unter dem kommunistischen Regime.
Unser Institut war lange Zeit das größte Gebäude am Donaukanal, aber durch die Neubauten unserer Nachbarn, wirkt unser Institut heute eher klein. Auf alten Fotos, wo wir mit unseren acht Stockwerken das höchste Gebäude am Donaukanal waren, wirkt das Institutsgebäude nahezu riesig. 
Dennoch sind unsere Räumlichkeiten auf 3800 Quadratmetern verteilt recht großzügig und funktional sehr gut angelegt. Wir haben einen großen und einen kleineren Vortragssaal, eine Galerie, eine Bibliothek und sogar Gästewohnungen. Die Wohnungen stehen den Künstlern, Wissenschaftlern und Stipendiaten aus Ungarn zur Verfügung. Das ist sehr toll und was wünscht man sich mehr?

 

Foto: Außenansicht des Balassi Institut - Collegium Hungaricum Wien. Credit: Collegium Hungaricum Wien

2011 wurden alle 19 ungarischen Kulturinstitute mit dem Namen ‚Balassi Institut’ ergänzt. Der Name erinnert an den Renaissancedichter Bálint Balassi. Warum genau dieser Künstler?

Das Balassi Institut in Budapest - unsere Zentrale - gab es bereits und beschäftigte sich mit ausländischen Stipendiaten, Förderprogrammen und kulturellen Auslandsbeziehungen. Anfang der 2000er Jahre kamen auch die ausländischen Kulturinstitute an dieses Balassi Institut. 2010 wurde  dann die Bezeichnung Balassi Institut auch im Ausland eingeführt, um die Institute als ein großes Netzwerk zu präsentieren. Aber dennoch ist die ehrwürdige Bezeichnung aus den 20er Jahren Collegium Hungaricum Wien geblieben.
Persönlich finde ich die zusätzliche Bezeichnung sehr gut, aber Veränderungen wie diese sind immer ein zweischneidiges Schwert. Es gab Zweifel über die Bekanntheit und damit Wirkung von Balassi. Andere argumentieren, warum immer die selben Künstler dem internationalen Publikum präsentiert werden sollen. Als Inspiration galten beispielsweise das deutsche Goethe-Institut oder das spanische Cervantes-Institut. Beide Dichter sind große Namen in der Weltliteratur. Balassi ist über die ungarischen Grenzen hinaus eher nicht sehr bekannt. Folglich zählt es auch zu unseren Aufgaben, Informationen über diesen Dichter zu verbreiten. Die Situation ist mit dem portugiesischen Kulturinstitut vergleichbar:  Der Dichter Luís Vaz de Camões ist außerhalb Portugals auch eher unbekannt, aber rückblickend wurde die Veränderung sehr positiv angenommen. Für uns ist es aber gut, wenn unsere BesucherInnen darauf aufmerksam werden und nach der Person Balassis fragen. Damit haben wir wieder zur Verbreitung der ungarischen Kultur beigetragen.


Die ungarische Kultur und Sprache ist besonders und solitär in Mitteleuropa.  Welchen Stellenwert hat das Thema Kulturerbe respektive „Cultural Heritage“ in Ungarn und im Rahmen der Agenden der Kulturinstitute?

Neben der Musik spielt die ungarische Literatur auf der europäischen Bühne eine große Rolle. Gerade über die deutschsprachige Vermittlung wurden ungarische SchriftstellerInnen und AutorInnen bekannt. Grundsätzlich kann man die ungarische Sprache als eine Sprachinsel betrachten, denn es gibt keine verwandten Sprachen. Wir haben zwar mit der estnischen und finnischen Sprache gemeinsame historische Wurzeln, aber es liegen über 3000 Jahre dazwischen. Finnisch und Ungarisch sind ungefähr so "nah" verwandt wie Deutsch und Persisch - zwei indogermanische Sprachen, aber ohne direkte Gemeinsamkeiten.
Die türkische und ungarische Sprache haben eine strukturelle Verwandtschaft. Zwar nicht vom Ursprung her, sondern durch die Bevölkerungsbewegungen und Berührungspunkte der Völker. Diese strukturellen Ähnlichkeiten sind bemerkbar - es gibt viele Lehnwörter aus dem Türkischen, aber die beiden Sprachen gehören nicht zu einer Sprachfamilie.

Unser Kulturinstitut veranstaltet 90 bis 95 Prozent der Projekte in deutscher Sprache, bis auf einzelne spezielle Veranstaltungen, welche in ungarischer Sprache abgehalten werden. Das hängt stark damit zusammen, dass unser Institut primär die Zielgruppe der ÖsterreicherInnen und ein internationales Publikum ansprechen will und nicht die Ungarn in Österreich. Die in Österreich lebenden Ungarn sind natürlich herzlich willkommen und wir versuchen auch einen sehr engen Kontakt mit dieser Gruppe herzustellen. Daraus entstehen wiederum wunderbare Kooperationen. 
Unser Programm geht auf jeden Fall über die Repräsentation der eigenen Community hinaus und es gilt der öffentliche Auftrag - möglichst unterschiedliche Projekte und Kooperationen mit österreichischen Partnern und Publikum einzugehen.
Der Sprachunterricht findet zwar im Institut statt, wurde jedoch von einer professionellen Organisation übernommen. Es wurde der Sprachverein „Ungarischer Schulverein“ gegründet, welcher bei uns im Institut den Sitz hat. Der Verein bietet die gesamte Palette an Sprachkursen an: Von ergänzendem Sprachunterricht für Schüler mit ungarischen Wurzeln, bis hin zur Erwachsenenbildung. Es gibt in Wien keine eigene Schule mit ungarischem Schwerpunkt, daher kommen viele Kinder nach dem Unterricht in den Sprachkurs, um Ungarisch zu lernen. Ich staune immer wieder, wie positiv die Resonanz auf dieses Angebot ist.

 
Mit der Namensänderung gab es auch einen Relaunch der Corporate Identity des Instituts. Das Logo symbolisiert eine Pixelgrafik, eine volkstümliche Stickerei, aber auch die Mensch-zu-Mensch- Beziehung. Woher stammt diese Idee? Wurden Sie von ungarischen Künstlern dazu inspiriert?
 
Es war sehr wichtig, die Kombination aus alt und neu einzubinden. Die Balassi Institute stehen für das kulturelle Erbe Ungarns, aber auch für Progression. Für mich bedeutet das Logo dreierlei Aspekte: kulturelles Erbe durch die Stickerei, Progression durch die Pixelgrafik und die zwei kleinen Figuren untermauern die zwischenmenschliche Beziehung. Moderne und digitale Kunst: wir sind im 21. Jahrhundert angekommen und möchten Ungarn nicht nur durch Volksmusik und den traditionellen ungarischen Volkstanz Csárdás präsentieren. Das Logo soll die vielfältige Kultur symbolisieren und zeigen, dass wir uns nicht nur auf die klassischen Kulturgattungen fixieren, sondern mit einem weiten Kulturbegriff operieren.
 
 
2000 wurde das Institut für ungarische Geschichtsforschung im Collegium Hungaricum Wien wieder gegründet. Gibt es hier übergreifende Projekte mit dem Kulturinstitut?
 
Eigentlich wurde zuerst das Institut für ungarische Geschichtsforschung in Wien gegründet, dann kam 1924 das Collegium Hungaricum Wien. Damals war die Funktion des Instituts ein wissenschaftliches Zentrum und ein klassisches Collegium – es wurde ja auch als Studentenheim genutzt. Die Funktion in den 20er, 30er, 40er Jahren war, dass man Stipendiaten, Doktoranten, junge Dozenten und Akademiker aus Ungarn die Chance gab, sich im internationalen Austausch einzubringen. Die primären Aspekte waren Wissenschaft, Forschungstransfer und Vernetzung. Der akademischen Elite sollte die Möglichkeit gegeben werden, den Horizont zu erweitern. Dieser Ansatz war für die damalige Zeit sehr innovativ. Leider erlitt dieser innovative Ansatz einen jähen Bruch durch den Krieg. Die internationale Vernetzung war eine mögliche Antwort auf den verlorenen ersten Weltkrieg - ein plötzlich klein gewordenes und relativ armes Land musste eine Lösung finden, um international wieder anerkannt zu werden. Ungarn war mit dieser Initiative der Zeit einen Schritt voraus. Sieht man sich jetzt die Forschungsinitiativen der europäischen Kommission an, sind Kooperationen und internationaler Austausch die wichtigsten Kriterien für eine Förderung. Das war schon in der damaligen Zeit die Idee.
 
 
Sie sprachen vorhin von der Donauraumstrategie. Welche Projekte stehen im Raum?
 
Wien ist für die Donauraumstrategie ein sehr gutes Terrain. Wir arbeiten direkt an der Donau und auch der geschichtliche Hintergrund der ehemaligen Donau-Monarchie schwingt bei den diversen Projekten verstärkt mit.
Die größten Veranstaltungen finden im Bereich Kunst und Kultur statt,  aber auch das Institut für ungarische Geschichtsforschung initiiert immer wieder Projekte zu dieser Thematik. Es gab vor kurzem eine Nachwuchskonferenz zum Thema „Urbane Entwicklung im Donauraum“.
Wir kooperieren regelmäßig mit dem Institut für den Donauraum und Mitteleuropa (IDM) zusammen. Das Programm des IDM setzt sich vor allem mit gesellschaftspolitischen und wissenschaftlichen Fragen auseinander. Der Austausch zwischen dem Collegium Hungaricum Wien und dem IDM ist sehr gut und wir veranstalten auch immer wieder gemeinsame Projekte wie Ausstellungen, Lesungen oder Buchpräsentationen.
Es ist eine tolle Sache, wenn man als ungarisches Kulturinstitut sozusagen eine Ebene höher aktiv werden kann. Ende 2012 haben wir den neuen Verein „Danube Cultural Cluster“ gegründet. Die Idee des Vereins ist, ein starkes Netzwerk für zeitgenössische Kunst und Kultur im Donauraum zu bilden. Der Verein setzt sich aus verschiedenen NGO’s der Donauländer, wie etwa der europäischen Donau-Akademie Ulm, der Donumenta oder der Kultur Kontakt Austria zusammen. Weitere Partnerorganisationen haben wir in der Slowakei, Ungarn, Serbien und Bulgarien. Der Verein arbeitet mit dem Bundeskanzleramt an einem Projekt mit dem Titel „Danube Cultural Platform“. Die Donauraumstrategie soll zu einer Marke etabliert werden, aber es gibt nach wie vor das Problem, dass die Projekte der AkteurInnen punktuell stattfinden. Diese Kooperation soll eine Struktur verstärken.  Die Herausforderung besteht darin, die Arbeit der Länder tatsächlich zu vereinen und das „Big-Picture“ fertig zu denken.

 
Die „Donau-Lounge“ ist ein besonders erfolgreich etabliertes Projekt…
 
Dieses Projekt wurde 2012 für die internationalen Buchmessen ins Leben gerufen und entwickelte sich hervorragend. Bei der Messe Buch Wien sind wir jedes Jahr ein fixer Bestandteil der Veranstaltung. Im November 2014 werden wir schon das dritte Mal Vorort sein. Im September 2013 war die Donau-Lounge auch bei der größten ukrainischen Buchmesse dem „Internationalen Buchforum in Lemberg“ präsent. Aus dieser Veranstaltung hat sich ergeben, dass die Donau-Lounge zu einem Schwerpunkt des Buchforums 2014 in Lemberg erklärt wurde. Ende Mai 2014 waren wir auch auf dem Buchfest in Bukarest vertreten. Die Donau-Lounge in Wien findet in Kooperation mit dem rumänischen, bulgarischen, slowakischen und tschechischen Kulturinstitut, der deutschen und kroatischen Botschaft und der EUNIC Austria statt. Auch die Vertretung der Europäischen Kommission in Österreich unterstützt jedes Jahr unser Programm. Zusätzlich sind in Lemberg das OEAD-Kooperationsbüro und in Bukarest das Österreichische Kulturforum, sowie das dortige Balassi Institut die wichtigsten Kooperationspartner.
  

Welche inhaltlichen Schwerpunkte wird es heuer im Rahmen der Donau-Lounge geben?
 
Der Schwerpunkt fokussiert auf das 25-Jahre-Jubiläum der „Samtenen Revolution“ mit einer großen Podiumsdiskussion. Dieses Jubiläum spielt für die teilnehmenden Länder eine unglaublich wichtige Rolle. Die vorgestellten Bücher beschäftigen sich aber nicht ausschließlich mit diesem Jubiläum, sondern thematisieren auch das Gedenkjahr 1914-2014 zum Beginn des Ersten Weltkriegs in Europa. Wir legen großen Wert darauf, dass die Buchpräsentationen die inhaltlichen Schwerpunkte und wichtigen Agenden dieser Region auffassen.


In welchen weiteren Bereichen brechen ungarische Kulturschaffende zu neuen Ufern auf?

Vom 26. September bis 5. Oktober 2014 findet die Vienna Design Week statt und Ungarn darf sich heuer als Gastland präsentieren. Zu den Highlights der Vienna Design Week zählt eine große zentrale Ausstellung über die junge ungarische Designszene. Es ist uns ein besonderes Anliegen, die junge angewandte und experimentelle Kulturszene zu fördern. Statt der langen gemeinsamen Vergangenheit mit Österreich nun den Fokus auf die junge und experimentelle Kunst zu setzen, gleicht ein wenig einem Bruch mit der Tradition. Es gibt immer noch viele traditionelle Klischees über Ungarn. Ich persönlich schätze diese Klischees, da sie aus österreichischer Sicht ein sehr positives Bild auf Ungarn werfen, aber dennoch sind sie etwas überholt. Ungarn wird kaum mit Design oder zeitgenössischer Kunst assoziiert. Daran möchten wir arbeiten. Ungarn hat mit seiner Designszene einiges anzubieten; es gibt sehr viele neue Studios, Start-up Unternehmen und die Kreativwirtschaft blüht auf. Der Fokus liegt hier nicht nur bei Industrial Design. Es geht darum, neue Materialien, neue Zusammenhänge zu entwickeln und mit neuen Methoden zu experimentieren. Tradition spielt hier schon auch eine große Rolle, aber sie wird völlig neu interpretiert.

Ein weiteres tolles Projekt ist der WAMP Design-Markt. Der Markt findet einmal im Monat beim Museumsquartier statt und hier sind bis zu 80 Prozent der Künstler aus Ungarn, aber auch zahlreiche österreichische Künstler sind vertreten. Das Konzept dieses Kunst-Marktes ist eine ungarische Initiative und hat sich in Budapest schon vor etlichen Jahren erfolgreich etabliert. 

WAMP ist in Ungarn sehr erfolgreich und die Organisatoren sahen das Potenzial dieser Veranstaltung und brachten es auch nach Österreich. Somit ist junges, trendiges Design aus Ungarn nicht nur in den Ausstellungsräumen, sondern auch auf Wiens Straßen hautnah zu erleben!


Zur Person Marton Méhes:

 

Dr. Márton Méhes wurde 1974 in Győr/Ungarn geboren. Er studierte Germanistik und Sprachwissenschaft in Pécs/Ungarn und hielt anschließend Seminare an den Universitäten Pécs und Budapest.

2005 promovierte er in germanistischer Sprachwissenschaft. Von 2001 war er Kulturmanager am Collegium Hungaricum Berlin und ab 2006 stellvertretender Direktor desselben Instituts. Danach Kurator des Kulturjahrs "Ungarischer Akzent" in Deutschland.

2007: Künstlerischer Leiter des Programms "Kulturhauptstadt Europas - Pécs 2010".

In den Jahren 2008/09 Kanzler der Andrássy Gyula Deutschsprachigen Universität in Budapest.

Seit 2010 Direktor des Balassi Institut - Collegium Hungaricum Wien. Dr. Marton Méhes ist Initiator und Obmann des internationalen Vereins Danube Cultural Cluster. Außerdem ist er Mitglied in internationalen Arbeitsgruppen wie etwa der Steering Group für Kultur und Tourismus in der Europäischen Donauraumstrategie und der Strategy Group von EUNIC Global (=European Union`s National Institutes of Culture). Weiter ist Méhes Mitglied im Kuratorium der Akademie Schloss Solitude bei Stuttgart und des Internationalen Beirats der Europäischen Donau Akademie in Ulm.

 

  

 

Foto: (v.l.n.r.) Pamela Bartar (KDMagazin), Marlene Kurzmann (KDMagazin), Direktor Marton Méhes zu Gast im ungarischen Kulturinstitut. Credit: ConnectingCulture.at

 



Foto: Flyer zur Vienna Design Week 2014. Credit: Collegium Hungaricum

 

 

 





 

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