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Kultur.Diplomatie




25.01.2007  EIN MARSHALLPLAN FÜR DAS KULTURELLE ERBE: Interview mit Dr. Eugen Scherer





Als Zubin Metha beim traditionellen Neujahrskonzert etwas holprig die neuen EU-Mitglieder Rumänien und Bulgarien begrüßte, war es kein Zufall, dass es er just vor dem Donauwalzer tat. Beide Länder liegen an der Donau, für beide Länder ist die Donau seit Jahrhunderten Lebensader. Dies bezeugen unter anderem unschätzbare (aber oft unbekannte und zu wenig gewürdigte) Kulturschätze entlang der Donau.
Auf dieses kulturelle Erbe entlang der Donau von Deutschland bis Moldawien aufmerksam zu machen, Geld dafür aufzutreiben und die Zusammenarbeit der einzelnen Regionen entlang der Donau zu fördern, das hat sich die Arbeitsgemeinschaft Donauländer zur Aufgabe gemacht.
Dr. Eugen Scherer ist der Leiter des Arbeitskreises Kultur und Wissenschaft in der ARGE DONAULÄNDER , den von Anbeginn Niederösterreich innehatte.
Mit ihm haben wir über die Aufgaben und Projekte der ARGE DONAULÄNDER gesprochen, über geschichtliche und aktuelle Hintergründe, weshalb Österreich versucht, ohne Geschichte zu sein, über die EU als Exorzist und weshalb auch Kroatien und Serbien möglichst bald zur EU kommen sollten.







Herr Dr. Scherer: die ARGE DONAULÄNDER wurde 1990 gegründet, also sehr bald nach dem Fall des Eisernen Vorhangs.


Wir sind sofort eingestiegen. Die 2. Konferenz der Regierungschefs fand bereits in Belgrad statt, dann brach dieser schreckliche Krieg im Süden aus, der zwei Mitglieder involvierte, Kroatien und Serbien. Da ergab sich aus diesem Krieg schon die erste bedeutende Aktivität des Arbeitskreises. In Kroatien entstanden Sachschäden, später auch in der Kultur- wie immer im Krieg. Es wurden von den Kroaten speziell in Slawonien zwei Restaurierwerkstätten eingerichtet; und zwar das Batthyany-Schloß in Ludbreg, das von Bayern betreut wurde, sowie eine in der barocken alt-österreichischen Altstadt von Osijek an der Drau-Donau - Mündung, einer wunderschönen Stadt. Aus dieser Gegend stammt übrigens Roda Roda.
Es begann damit, dass wir eine Tagung des Arbeitskreises in Ossijek veranstalteten. Dort beschlossen die Mitglieder des Arbeitskreises Kultur und Wissenschaft, die Werkstätte von Ossijek gewissermaßen zu adoptieren. Niederösterreich hat damals eine Sammlung für Slowenien und Kroatien veranstaltet. Mittel aus dieser Sammlung flossen in die Werkstätte von Ossijek. Andere Mitglieder halfen mit Know-How .

 

Wie ging es weiter?

 

Als nächstes haben wir das „ARGE Donau-Stipendium - Niederösterreich“ eingerichtet, ein Kurzstipendium zwischen 1000 - 3000 € für Kultur, Wissenschaft und Kulturmanagement. Mittlerweile wurde es ausgeweitet auf Bildung und Ausbildung. Wir arbeiten u. a. zusammen mit den Hochschulwochen Strobl, mit Alpbach etc., von Beginn an. An die 300 Personen aus Kunst, Literatur, Musik und den Wissenschaften haben es bisher erhalten.
Es genügen ein Wohnsitz und die Staatsbürgerschaft in einem der Mitgliedsländer, das übrigens auch getrennt voneinander. So kann z.B. ein Kroate in Bulgarien das Stipendium ausüben.


Es kann also auch ein Deutscher nach Rumänien?


Ja, natürlich. Wir haben aus dem „reichen“ Deutschland noch nie einen Bewerber gehabt, aber es gilt selbstverständlich für alle, wobei die Staatsbürgerschaftsregel auch hier gilt.

Was hat es mit der Kulturstraße auf sich?

Unser nächstes Projekt war die Kulturstraße Donau, angelehnt an das Kulturstraßenkonzept des Europarates. Die Projekt der Kulturstraße - die berühmteste ist übrigens der Jakobsweg - wurde vom Europarat geschaffen , nicht nur, um Kulturerbe bewusst zu machen. Man hat auch richtigerweise einen ökonomischen Aspekt damit verbunden, das ist durchaus legitim. Wir wissen zwar, dass das kulturelle Erbe an sich keine Erklärung und keine Rechtfertigung benötigt, aber selbstverständlich sieht das nicht jeder so und all jene, die das nicht so sehen, muss man versuchen zu überzeugen, dass es auch für sie von Bedeutung ist.
Es gibt darüber hinaus andere, quasipolitische Zielsetzungen : Wir wollen den Menschen entlang der Donau zeigen: Alles, was sie haben, ist wichtig, und wir wollen ihnen klar machen: Es gibt nicht zwei Europas: Euer Reichtum ist unser Reichtum, bringt ihn ein und pflegt ihn auch.


Werden auch Gegenwartskünstler gefördert?

 

Was heute gemacht wird, ist später kulturelles Erbe. Wir können aber nicht alles gleichzeitig tun. Wir haben uns auf das „Harte“ gestürzt, weil lebende Kunst ohnehin geschieht und auch nicht einen so hohen Kapitaleinsatzbedarf benötigt, wie das Kulturerbe, das an zahlreichen Orten Osteuropas buchstäblich zerbröckelt. Die Erhaltung und Restaurierung scheitert oft am Geld. Es tut einem das Herz weh, was man manchmal in Südosteuropa sieht.


Gab es eine Zusammenarbeit mit dem Projekt KÜBA von Francesca Habsburg?


Ich glaube, dass Francesca Habsburg große Verdienste um das kulturelle Erbe hat und es ist auch nie falsch, für zeitgenössische Kunst zu werben. Ich würde mir manchmal allerdings gleich viel Aufmerksamkeit für das kulturelle Erbe wünschen. Die Arge Donauländer verfügt über kein Budget. Ich konnte zwar aus dem Projekt Kulturstraße Donau ein wenig auf die Seite legen, aber das sind keine Beträge, mit denen man Schiffe bewegt.
Ich könnte mir aber vorstellen, dass wir auf einem Schiff eine ARGE-Donau - Sitzung veranstalten und dass wir wichtige Orte anfahren.
Es ist allerdings so: Schiffe sind langsam, Prominenz bekommt man daher nicht leicht auf Schiffe, die Leute haben keine Zeit mehr.

Diese Langsamkeit würde aber zu einer Kultur passen, für die man sich Zeit nehmen muss. 

Die Künstler können das vielleicht machen. Schon ich kann es nicht, ein Politiker erst recht nicht.

 

Zurück zur Kulturkarte.

 

Die Kulturkarte ist ein Work in Progress, sie konnte auch nicht auf einmal entstehen, und ich muss bei den Mitgliedern, die uns die Daten überlassen, dauernd dahinter sein. Geographische Distanz spielt immer noch eine Rolle - selbst in Zeiten des Internets.
Je weiter manche Kolleginnen und Kollegen weg sind, umso mehr hat man das Gefühl, dass die Menschen sich nicht vorstellen können, jemand will etwas von ihnen, dass sie von anderen ernst genommen werden. Die Menschen sind durch jahrzehntelange Bescheidenheit, Armut, Chancenlosigkeit in ihrem Selbstverständnis so hinuntergedrückt, dass sie sich nicht vorstellen können, dass sie von den „Reichen da oben“ ernst genommen werden.
Ich merke immer diesen trotzigen Minderwertigkeitskomplex, den manche mit sich herumtragen und der in seiner Übersteigerung zum Nationalismus führt. Mancher würde anders reagieren, wenn man ihm sagt: “Du wirst ernst genommen, uns geht es nicht um dein Bruttosozialprodukt“.
Das kann zwar nicht in unseren Erklärungen stehen, aber es geschieht in der Praxis - in der Arbeitsgemeinschaft Donauländer.

In diesen Ländern träumt man nicht mehr, sondern man jagt den verlorenen Träumen hinterher d.h. Finanzierungen spielen eine Rolle, es ist die Zeit der Wirtschaft. Und die Wirtschaft hat ja auch schneller reagiert auf die Osterweiterung. Am Anfang bestand eine gegenseitige Begeisterung. Es war mit ideellen Argumenten ein leichteres Fortkommen. Doch jetzt ist es so, dass wir den Hauch des Marktes spüren, was an sich kein Problem ist.
Wir informieren also über Finanzierungsmöglichkeiten in der EU, wir fragen unsere Partner: “Was erwartet ihr konkret von der interregionalen Zusammenarbeit?“

Mit welchem Erfolg?



Im Jahr 2007 übt die kroatische Region Vukovar-Srijem die Präsidentschaft aus. Wir waren in Vukovar und haben das Programm der Präsidentschaft mit den Kolleginnen und Kollegen besprochen. Bei dieser Gelegenheit haben wir Fachgespräche geführt und dabei sozusagen das Marktprinzip zur Anwendung gebracht - und schon haben wir eine gemeinsame Veranstaltung.
Man möchte wissen, wie Wien nach dem Krieg wieder aufgebaut wurde. Aufbau besteht in vielerlei Hinsicht : im Kopf, in der Seele. Wie stellt man das gesellschaftliche Leben wieder her, wie schöpft man Hoffnung, anstatt Rache zu nehmen? Wie lebt man miteinander? Wie kommt man aus den Ruinen wieder heraus ?


Was wird dann konkret gemacht?

 

Die Kollegen haben sich ein Seminar oder eine Konferenz zu diesem Thema gewünscht und sie wird auch stattfinden.
Wir machen auch viele kleine Projekte, das ist genauso effizient wie ein großes. Nicht nur mit Kroatien, weil es soeben die Präsidentschaft innehat. Mit unseren rumänischen und bulgarischen Freunden werden wir wieder die Kulturkarte in Angriff nehmen. Zusammen mit der rumänischen Botschaft werden wir eine Ausstellung über die Donaukommission zeigen.
Eine andere aktuelle Projektidee aus dem bulgarischen Russe ist „Essen in der Nachbarschaft“. Da geht es um Kochrezepte entlang der Donau. Es gibt bereits eine ORF-Serie zu diesem Thema, aber wir wollen in die Tiefe gehen und auch die Komplexität der kulturgeschichtlichen Komponente des Themas bloßlegen,
allerdings in einer leicht fasslichen Sprache und attraktiver Illustration. 


Welche weiteren Visionen gibt es?

 

Ich habe vor einem Jahr noch einmal das Thema „Kulturelles Erbe“ aufs Tapet gebracht, das war schon ein bisschen vergessen, und zwar unter dem Aspekt der Finanzierung. Denn: Man kann nicht sagen, dass die EU keine Mittel dafür hätte. In den Strukturfonds stecken Möglichkeiten, aber sie sind nicht für jeden gleich erreichbar.
Wir haben im vergangenen Jahr 2006 zusammen mit der Stadt Wien im Rahmen der regelmäßigen Konferenzen „ Archäologie und neue Technologien“ die Finanzierung zum Thema gemacht. Wir kämpfen dafür, dass die EU einen Finanztopf dafür bereitstellt. Es geht aber nicht nur um Technologien. Viele Länder benötigen einfach nur Cash. Große Mengen davon. Etwa an der bulgarischen Donau: Was dort an Schätzen herumliegt! Denken Sie nur an das Thrakergold. Aber sie haben kein Geld für die rechtzeitige Bergung und Rettung aller Schätze ! Die Bevölkerung entnimmt die römischen Ziegel zum Bauen! Antike Bauteile liegen da umher, dass sie Architekturgeschichte studieren können. In Bulgarien gibt es einen ständigen Wettkampf zwischen Archäologen und Denkmalräubern. Gelegentlich gewinnen die Archäologen!


Mit anderen Worten: Es geht darum, Geld aufzutreiben.


Ja, darum kämpfen wir und ich versuche, eine Art Marshallplan für das kulturelle Erbe zu finden.
Die Strukturfonds können allein nicht helfen. Was wird passieren? Die Bürgermeister werden kommen und sagen: „Wir brauchen endlich eine gescheite Kanalisierung!“ Das ist ja auch nicht falsch, nur versuchen wir zu sagen: Das Attraktive an deiner Gemeinde ist der römische Tempel, nicht die Kanalisierung oder die Restaurants.

Also muss es Ihnen gelingen, ihn zu überzeugen, dass mit dem römischen Tempel die Restaurants und mit den Restaurants auch das Geld für die Kanalisierung kommt.

 

Eben. Das ist eines der Themen, an denen wir durch ständiges Pochen an der Tür arbeiten. Wir haben auch Kontakte mit einer Abgeordneten des Europäischen Parlaments aus Spanien, die sich des Themas angenommen hat. Wir versuchen jetzt, irgendwann doch ein Buschfeuer zu erreichen, nicht nur Einzelbrände.


Rumänien und Bulgarien sind bereits in der EU, wie soll es Ihrer Meinung nach weitergehen mit Kroatien und Serbien?


Kroatien ist ja Kandidatenland. 

Was Serbien betrifft: Wir sind der Ansicht, dass die EU eine ganz wichtige Funktion hat, sie ist wirklich ein perfekter Exorzist für die Frustrationen, für die nationalistischen Konflikte, die speziell Südosteuropa immer wieder zerreißen.
Wir hoffen, dass die Serben bald kommen. Die EU, so unperfekt sie ist - aber was ist schon perfekt, nicht einmal die Demokratie ist perfekt, die perfekten Systeme haben sich als die diktatorischen herausgestellt und der Preis dafür ist zu hoch - die EU hat die Fähigkeit, einen Horizont zu vermitteln, der die heißblütigsten Geister diszipliniert, der den Menschen die Motivation für den Konflikt nimmt.
Allein schon deswegen war ich gegen die ständigen Ausgrenzungsaktivitäten gerade Österreichs in der Anfangsphase der so genannten „Ost-Erweiterung“.

Die EU ist ein Friedensprojekt. Wer glaubt, dass das nicht wichtig ist… das kann nur ein vom Schicksal verwöhnter Österreicher glauben, aber schon über der Grenze weiß man es besser. Die österreichischen Medien transportieren ja praktisch nichts, was in den Ländern alles im Kleinen an ethnischen Konflikten geschieht.
Schon eine einzige Wahl kann Dinge verschieben, die jahrelang glänzend gelaufen sind. Nehmen Sie die vergangenen Wahlen in der Slowakei.
Die Serben hatten immer viel zu kämpfen, und zugleich habe ich dort wunderbare Künstler, Wissenschafter und Architekten kennen gelernt. Sollen sie bestraft werden - für Milosevic? Ich bin für eine Ausdehnung der EU, so lange es irgendwie geht. Und wenn uns das Geld ausgeht für die Wirtschaft - ich persönlich muss keine Erdbeeren zu Weihnachten essen.


Die EU-Erweiterung wurde auch gemacht, eben damit wir Erdbeeren zu Weihnachten essen.

 

Das Problem ist komplexer, als ich es jetzt sage. Es kommt auf die innere Einstellung an. Die EU ist die letzte noch ungeschändete geistige Vision Europas. Alles andere hat sich schon überlebt. Wer das nicht versteht, dem muss man es sagen. Wenn sie nicht funktionieren würde, würden in manchen Gegenden Konflikte ausbrechen.

 

Wie stehen Sie zur Idee der Kulturhauptstadt?

 

Also, die Kulturhauptstadtidee ist, wenn man vom Risiko der Überinvestitionen absieht - aber das lässt sich verhindern mit Erfahrung - eine sehr gute Idee, weil sie das kulturelle Potential und die vorhandene, kulturelle Identität stärkt, finanzielle Mittel zur Verfügung stellt und darüber hinaus auch dem Zeitgenössischen eine neue Bedeutung, neue Chancen gibt. Ich sehe das am Beispiel der Stadt Pécs, die 2010 Kulturhauptstadt wird, wo wir sehr gute Beziehungen haben. Die bauen genau das auf: Das Vorhandene und auch neue Impulse. Es führt zu Wohlstand und Wohlstand schafft Frieden. Und besonders freue ich mich, dass jetzt Sibiu-Hermannsstadt-Szeben Kulturhauptstadt ist. In Siebenbürgen ist ja auch noch nicht alles konfliktfrei.


Zurück nach Niederösterreich: Wie weit verdichten sich internationale Communities in Niederösterreich, neue Projekte? Könnten Sie uns Schauplätze beschreiben?


Die Donauuniversität auf jeden Fall. Sie wissen auch, was in Maria Gugging entsteht. Das ist ein außerordentlich erfreuliches Bekenntnis des Landes zu einer neuen Bildungsoffensive in Ergänzung zu dem überreichen Kulturangebot, das in Ostösterreich existiert. Es war auch Zeit, dass wir Anschluss an die Science-Community finden, denn vom Kulturkonsum kann man auf die Dauer nicht leben, auch wenn er ein Tourismusfaktor ist. Aber die Bildung verhindert genau jenen Effekt, dass die Verliererrate einer modernen Entwicklung zu groß wird.
Denn die Globalisierung ist nur dann für eine Gesellschaft von Vorteil, wenn mehrere Faktoren gegeben sind: Infrastruktur, Wirtschaft, ein gerechtes Sozialgefüge, Chancengleichheit, und vor allem zeitgemäße Ausbildung. Sehr viele Staaten der Dritten Welt haben Wunder vollbracht durch extreme Bildungsoffensiven.
Es ist daher auch bei uns wichtig, dass endlich ein Wissenschaftsbewusstsein entsteht, ein Bewusstsein der Leistungsfähigkeit. Schon aus diesem Grund ist diese Initiative Niederösterreichs eine gute Investition.


Also es geht alles in Richtung Forschung?


Ja. Es soll auch exzellente Kräfte- junge und ältere - anziehen und es sollte auch in der Bevölkerung ein Verständnis für moderne Ausbildung und Forschung entstehen. Auch ein Verständnis für den Zusammenhang zwischen Forschung und Arbeitsplatz…..

...in Zeiten der Globalisierung.

Globalisierung wird immer dann als Schwäche empfunden, wenn sie von anderen stammt. Österreich war schon einmal Globalisierer. Helmer & Fellners Theaterbauten finden Sie in Ungarn; in Odessa, in Russe. Österreich hat Eisenbahnen gebaut in der Türkei und anderswo. Österreichische Technologie ist damals gewandert. Österreich hat - das hören viele Leute nicht gern - im Zuge seiner Erfahrungen im I. und II. Weltkrieg versucht, einen alternativen Weg zu gehen, ein Beispiel für einen offenen, friedlichen Staat zu sein, der nicht offensiv ist, der lebt und leben lässt. Es war auch nie eine ausgesprochene Kriegernation, obwohl es große Kriege geführt hat. Aber die Europäische Union ist ja an der Spitze keine Demokratie, sondern eigentlich ein politischer Markt, in dem sich Kräfte durchsetzen. Österreich versucht, keine Geschichte mehr zu haben. Österreich hat nämlich sehr viel Geschichte und ist hauptsächlich am Nationalismus der Anderen gescheitert. Die Konsequenz war, dass Österreich gesagt hat: Der Geschichte ist genug! Wir wollen friedlich und neutral sein - alles vollkommen logisch und legitim. Nur: Schon wieder einmal - ähnlich wie im Kaisertum des 19. Jhdts.- hat sich die Umwelt verändert. Die EU ist der Lobby-Staat und der nationale Traditionsstolz spielt wieder eine Rolle als Energie in diesem Kampf um Einfluss. In diesem Kampf um Einfluss wird Österreich nun aus seinen Nachkriegstraditionen geweckt.

 

Herr Dr. Scherer, wir danken Ihnen für das Gespräch.


Die ARBEITSGEMEINSCHAFT DONAULÄNDER


Bereits 1982 von LH Ludwig angeregt, unterzeichneten im Mai 1990, also wenige Monate nach dem Zusammenbruch des Kommunismus, auf dem Schiff Prinz Eugen Vertreter verschiedener deutscher, österreichischer, ungarischer Regionen, sowie die Republiken Serbien, und Moldawien die „Gemeinsame Erklärung“, in der formuliert wurde: „ Ziel dieser Arbeitsgemeinschaft ist es, zur Förderung der Zusammenarbeit ihrer Mitglieder zwecks allseitiger Entwicklung des Donauraumes im Interesse ihrer Einwohner und einer friedlichen Zusammenarbeit in Europa beizutragen.“

Bereits 1982 von LH Ludwig angeregt, unterzeichneten im Mai 1990, also wenige Monate nach dem Zusammenbruch des Kommunismus, auf dem Schiff Prinz Eugen Vertreter verschiedener deutscher, österreichischer, ungarischer Regionen, sowie die Republiken Serbien, und Moldawien die „Gemeinsame Erklärung“, in der formuliert wurde: „ Ziel dieser Arbeitsgemeinschaft ist es, zur Förderung der Zusammenarbeit ihrer Mitglieder zwecks allseitiger Entwicklung des Donauraumes im Interesse ihrer Einwohner und einer friedlichen Zusammenarbeit in Europa beizutragen.“


Andere Regionen entlang der Donau sollten folgen. Doch schon bald stand die ARGE vor dem Problem, dass zwei ihrer Mitglieder in einen Krieg verwickelt waren: Serbien und Kroatien. 1993 wurde Serbien vorübergehend sistiert. Heute ist Serbien wieder aktiv und hat bereits die 2. Präsidentschaft absolviert. Die österreichischen Mitglieder sind die Bundesländer Oberösterreich, Niederösterreich, Wien und Burgenland .
Die ARGE DONAULÄNDER ist folgendermaßen strukturiert: Die erste Ebene ist die Ebene der Regierungschefs, die zweite Ebene ist die Ebene der Leitenden Beamten, die dritte Ebene ist die Ebene der Arbeitskreise.
Jährlich wechselt der Vorsitz innerhalb der ARGE, Niederösterreich war es 1996 und 2004, Wien war es 1995 und 2005. In diesem Jahr wird es die kroatische Region Vukovar-Srijem sein, welche die Geschicke der ARGE DONAULÄNDER bestimmt.
Ein wichtiges Ziel ist die Wahrung des kulturellen Erbes. Zu diesem Zweck wurde die Kulturkarte Donau entwickelt, eine Datenbank, die derzeit mit ca. 900 Eintragungen und 300 Fotos das kulturelle Erbe entlang der Donau dokumentiert.
Daneben geht es aber auch um die Zusammenarbeit im wirtschaftlichen, umwelttechnischen und im Verkehrsbereich, aber auch in der Jugendarbeit.
Das Land Niederösterreich vergibt ein Stipendium, mit dem vor allem Personen gefördert werden, die „wissenschaftlich, künstlerisch, im Kulturmanagement tätig sind und auf dem Gebiet arbeiten wollen, das den Zielen und Aufgaben der ARGE DONAULÄNDER entspricht“.

Weitere Informationen:

www.argedonau.at

 
http://www01.noel.gv.at/donau/

 





 

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