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Kultur.Diplomatie




07.10.2014  Quintessenzen Russland - Im Gespräch mit Direktorin Tatiana Mishukovskaya



Frau Mishukovskaya, welche russischen Gerichte sollte man unbedingt probiert haben?


Bei der Vielfalt der russischen Küche fällt es mir nicht leicht, diese Frage zu beantworten. Spontan würde ich Pelmeni empfehlen, eine Nudel-Spezialität mit Fleischfüllung aus Sibirien, und Russischen Salat, den wir in Russland allerdings anders nennen Oliviersalat:


Kartoffeln gekocht

Karotten gekocht

Eier hart gekocht

Salzgurken – keine Essiggurken

Grüne Erbsen aus der Dose, abgetropft

Zwiebel oder Schnittlauch

Extra-Wurst (oder Fleisch gekocht / Hühnerbrust gekocht)

Dill gehackt, ein Zweig Petersilie zum Garnieren

Wenn man mag, kann man auch Äpfel und /oder frische Gurken hinzufügen.

Unbedingt Russische Mayonnaise (der Geschmack ist anders als bei der "europäischen") oder Sauerrahm

Alles klein würfeln und mit der Mayonnaise vermischen.


Zuhause koche nicht allzu oft russisch, sondern eher international. Russischen Kaviar könnte ich aber jeden Tag essen. Seitdem ich in Wien lebe, begeistere ich mich auch für die Österreichische Küche, vor allem für den Tafelspitz.


Seit 2011 sind Sie Direktorin des russischen Kulturinstituts in Wien. Welche beruflichen Stationen hatten Sie vorher inne?


Ich komme aus Moskau und bin schon mein ganzes Leben lang in den Bereichen internationale Beziehungen und Kooperationen in den Bereichen Bildung, Kultur, Wissenschaft und Sprache tätig. Vor Wien war ich in Russland als Leiterin des Departments für internationale geisteswissenschaftliche Kooperationen der Föderalagentur ROSSOTRUDNICHESTVO tätig. Bevor ich 2011 nach Wien kam, war ich in vier sehr unterschiedlichen Ländern an Russischen Kulturinstituten tätig: in Deutschland, Ägypten, der Slowakei und zuletzt in Usbekistan.Wien gefällt mir sehr und ich hoffe, dass ich so lange wie möglich hier bleiben kann.


Foto: Direktorin Tatiana Mishukovskaya. Credit: ConnectingCulture.at 


Die Sprachkurse am Russischen Kulturinstitut sind gut besucht. Welche weiteren Aspekte russischer Kultur können Österreicher hier kennenlernen?


Jedes Jahr nehmen um die 700 Personen an unseren Russisch-Kursen teil. Das ist eine sehr hohe Zahl für ein relativ kleines Land wie Österreich. Dieses Interesse freut uns natürlich außerordentlich. Die Vermittlung der russischen Sprache ist aber nur ein Angebot unter vielen: Bei uns finden beinahe täglich kulturelle Veranstaltungen wie Konzerte, Ausstellungen oder wissenschaftliche Konferenzen statt. Letzte Woche war das Kulturinstitut auch Schauplatz für einen Teil des Programms der Moskau-Tage [die vom 8.-10. September 2014 stattfanden; Anm. d. Red.].


Sie sprechen die gemeinsame Ausstellung des Moskauer Stadtarchivs und des Österreichischen Staatsarchivs über 525 Jahre diplomatische Beziehungen zwischen Wien und Moskau an?


Genau. Im Rahmen dieser Ausstellung waren zahlreiche Dokumente, Bilder und Fotos dieser langen gemeinsamen Geschichte diplomatischer Kontakte zu sehen. Ganz besonders habe ich mich über das große Interesse der Wiener gefreut, von denen viele den Wunsch geäußert haben, die Ausstellung ein zweites Mal zu besuchen. Wir denken jetzt über eine „Neuauflage“ nach. Dieses Jahr feiern wir übrigens nicht nur die langen diplomatischen Beziehungen Moskaus und Wiens, sondern auch 90 Jahre diplomatische Kontakte zwischen dem „neuen“ Österreich und dem „neuen“ Russland.


Während der Moskau-Tage wurde ein Teil des Lebensgefühls dieser Stadt mitten in Wien spürbar: Am Michaelerplatz konnte man in einer Miniaturausgabe des berühmten Gorki-Parks entspannen, an Yoga-Stunden teilnehmen oder den russischen Volkssport Gorodki kennenlernen. Was macht den Gorki-Park so besonders?


Der Gorki-Park in Moskau hat Ähnlichkeiten mit dem Wiener Prater und vermittelt gleichzeitig ein ganz eigenes „russisches“ Lebensgefühl. Der riesige Park mit 1,2 Quadratkilometern wurde 1927 gegründet und ist bei den Moskauern sehr beliebt – jedes Wochenende kommen bis zu 100.000 von ihnen, um Konzerte zu hören, an Yoga- und Tanzkursen teilzunehmen, oder einfach nur zum Flanieren. Im Winter kann man sogar Schlittschuhlaufen. In den letzten Jahren hat man viel umgestaltet und renoviert: Der Gorki Park wurde sozusagen ins 21. Jahrhundert katapultiert und Besucher können jetzt Ladestationen für Laptops, mobiles Internet und Dockingstations für Tablets an den Tanzflächen nutzen. Im Kunstzentrum „Garage“ wird moderne Kunst ausgestellt und Workshops abgehalten. Ich denke, für die Besucher war es interessant, einen kleinen Teil von Moskau in ihrer eigenen Stadt besuchen zu können. Wir haben viel positives Feedback für unseren Pop-up-Park erhalten.


Neben diversen kulturellen Veranstaltungen rund um die Moskau-Tage standen Treffen zwischen russischen und österreichischen Unternehmensvertretern im Fokus. Was denken Sie persönlich über das Konzept, Wirtschaftsgespräche in eine Kulturveranstaltung einzubetten und umgekehrt.


Wirtschaftsthemen standen klar im Mittelpunkt der Moskau-Tage, da zwischen Moskau und Wien in dieser Hinsicht sehr enge Beziehungen bestehen. Für uns ist die Förderung der kulturellen Kontakte aber genauso wichtig. Deswegen hatten wir beispielsweise neben den Gesprächen ein gemeinsames Konzert der Musiker vom Bolschoi-Theater und des Wiener Ambassade Orchesters im Wiener Rathaus organisiert.


Ein wichtiges Beispiel, dass die Bedeutung der kulturellen Beziehungen zwischen Österreich und Russland illustriert, sind die sogenannten „Cultural Seasons“. Die Österreichische Kultursaison fand 2013/2014 mit einem breiten Programm in 17 russischen Städten statt. Das russische Gegenstück in Österreich ist dieses Jahr mit Ausstellungen wie „Die Welt von Fabergé“ im Kunsthistorischen Museum und „Silver Age“ im Belvedere angelaufen und geht noch bis Ende 2015. Auf welche kommenden Veranstaltungen sind Sie besonders gespannt?


Im Rahmen der Russischen Kultursaison in Österreich finden nicht nur Ausstellungen, sondern zahlreiche Musikveranstaltungen statt. Im April ist das Bolschoi-Theater im Theater an der Wien aufgetreten. Im September fand ein Konzert des Großen Symphonischen Tschaikowsky-Orchesters unter Maestro Vladimir Fedoseev im Musikverein statt und am 27. Oktober 2014 steht ein Konzert des Mariinsky-Orchesters im Konzerthaus auf dem Programm. Ebenfalls einen Auftritt im Musikverein wird das Kammerorchester "Solisten Moskaus" unter dem weltbekannten russischen Violinisten Juri Bashmet haben.


Im Oktober wird zudem das Russisch-Österreichische Tourismusforum abgehalten. Zu diesem Anlass wird ein wunderbares Konzert im Palais Auersperg gespielt werden. Wir sind aber nicht nur in Wien präsent, sondern bespielen auch wichtige Kulturorte in anderen österreichischen Städten wie das Brucknerhaus in Linz. Ich schätze die klassische Musik sehr. Über Veranstaltungen in 2015 kann ich Ihnen leider noch nichts Konkretes berichten, weil Termine und Orte noch nicht zur Gänze fixiert sind.


Kann man von einer intensiven Zusammenarbeit mit EUNIC in Wien sprechen?


Ja, natürlich, wir haben regelmäßig Meetings mit der EUNIC. Am 1. Oktober werden wir am „Tag des Kaffees“ teilnehmen. Passend zum Thema „Krieg und Frieden“ werden wir Auszüge aus Tolstois gleichnamigem Roman lesen.


Die russische Hochkultur voriger Jahrhunderte ist in Wien stark vertreten. Wie sieht es mit zeitgenössischer Kunst aus?


Viele russische Galerien werden auf der Viennafair ausstellen und auf der BUCH WIEN werden wir nicht nur mit klassischer Literatur, sondern auch mit zeitgenössischen Autoren vertreten sein. Außerdem werden zahlreiche russische Künstler regelmäßig von österreichischen Galerien eingeladen. In der Ausstellungshalle unseres Kulturinstituts halten wir regelmäßig Ausstellungen zeitgenössischer russischer Maler ab, welche die Aufmerksamkeit österreichischer Kunstliebhaber auf sich ziehen. Wie Sie sehen, ist auch die moderne russische Kunst recht gut in Österreich vertreten.

  


Zur Person Tatiana Mishukovskaya


Tatiana Mishukovskaya wurde in Moskau geboren und engagierte sich viele Jahre in den Bereichen internationale Beziehungen und Kooperationen in den Bereichen Bildung, Kultur, Wissenschaft und Sprache. In Russland leitete sie das Department für internationale geisteswissenschaftliche Kooperationen der Föderalagentur ROSSOTRUDNICHESTVO. Seit 2011 ist sie Direktorin des Russischen Kulturinstituts in Wien. Zuvor war sie an Russischen Kulturinstituten in Deutschland, Ägypten, der Slowakei und Usbekistan tätig.

 

  


Christine Maass & Eva Marina Strauss 

 




Foto: Christine Maass (KDM) mit Direktorin Tatiana Mishukovskaya. Credit: ConnectingCulture.at





 

 

 

 

 Russisches Kulturinstitut Wien





 

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