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Kultur.Diplomatie




24.07.2014  Quintessenzen Japan – Im Gespräch mit Direktor Tsuyoshi Kawahara



Das japanische Informations- und Kulturzentrum in Wien präsentiert japanische Kulturhighlights und informiert auch über die aktuelle Situation in Japan. Direktor Tsuyoshi Kawahara erzählte KDMagazin über Vernetzungslinien zwischen Österreich und Japan, sein Verständnis der Auslandskulturarbeit und der politischen Arbeit für Frauen in Japan.

 

Herr Direktor Kawahara, verraten Sie unseren LeserInnen Ihr japanisches Lieblingsrezept?

 

Matcha-Pudding ist ein absoluter Geheimtipp! Matcha ist ein sehr intensiv-grünes Pulver, welches aus der Grünteeblättern hergestellt wird. Matcha ist eine besonders edle Grünteesorte und die Herstellung hat eine Jahrtausend alte Tradition. Das Pulver ist sehr vielfältig einsetzbar, aber ich esse es am liebsten in Puddingform. Matcha-Pudding kann ich jedem empfehlen, der einmal etwas Neues ausprobieren will:

 

Zutaten:

180g    Milch

120g    Schlagobers

  5g      Matcha – japanisches Grünteepulver

 56g     Zucker

  5g      Blattgelatine

 

Zubereitung:

Die Blattgelatine in kaltem Wasser einweichen. Die Milch zusammen mit dem Obers in einem Topf erhitzen. In einer Schüssel das Matcha – Grünteepulver mit dem Zucker vermischen. Darüber die erhitzte Milch-Obers-Mischung geben und alles gut verrühren. Dann die ausgedrückte Blattgelatine untermischen und durch ein Sieb in eine weitere Schüssel gießen. Diese Schüssel in Eiswasser stellen, um den Pudding etwas abzukühlen. Danach den Pudding in Schälchen füllen und im Kühlschrank festwerden lassen. 


 

 

Am 6. Juni fand das traditionsreiche Tanabata Fest im Weltmuseum Wien statt. Bei diesem Fest schreiben die Menschen ihre Wünsche und Gebete auf einen Streifen Papier und beten um die Erfüllung. Verraten Sie uns Ihre Wünsche?

Ich besuchte das Tanabata Fest und war sehr fasziniert. Schon in meiner Kindheit schrieb ich meine Wünsche auf Papierstreifen. Über viele Jahre wünschte ich mir, besser Baseball spielen zu können. Damals war der Sport in Japan bei weitem populärer als Fußball. Was das Japanische Informations- und Kulturzentrum betrifft, so wünsche ich mir noch stärker das Interesse vieler Österreicherinnen und Österreicher an Japan zu wecken.



Stichwort Fußball – Gab es eine Mannschaft bei der Weltmeisterschaft 2014 mit der Sie  mitfieberten?

Ja, Deutschland!! Ich habe insgesamt acht Jahre in Deutschland verbracht. Von 2002 bis 2005 war ich als Forschungsbeauftragter bei der Japanischen Botschaft in Berlin tätig und von Ende 2010 bis Sommer 2013 in Düsseldorf. Mein Aufgabenbereich an der Botschaft in Berlin lag damals in der Innenpolitik. Ich verfolgte die aktuelle innenpolitische Situation, las jeden Tag Zeitungen und tauschte mich mit JournalistInnen, MeinungsforscherInnen der Innenpolitik und Universitätsprofessoren aus. Nach der Arbeit in Berlin war ich in einem privaten japanischen Unternehmen tätig und bin erst seit sechs Jahren wieder im auswärtigen Dienst. Mein erster Kontakt mit Kulturangelegenheiten war Ende 2010 beim japanischen Generalkonsulat in Düsseldorf. 


Sie leben seit 12 Monaten in Wien. Gibt es Besonderheiten, die Sie an diesem Ort schätzen?

Japan ist im kulturellen Bereich in Wien viel präsenter als ich vorher gedacht habe. In Wien studieren mehrere hundert japanische MusikstudentInnen und talentierte japanische MusikerInnen leben in Österreich. Es gibt außerdem einige große japanbezogene Veranstaltungen in Wien. Obwohl das diesjärige Fest leider aufgrund der Witterung abgesagt wurde, ist das jährliche Kirschenhainfest auf der Donauinsel ein besonderes Highlight. Der Kirschenhain wurde im Frühling 2002 von der japanischen Künstlergruppe "to the woods" in Zusammenarbeit mit dem Forstamt der Stadt Wien gestaltet. Die Kirschbäume sind ein Teil der 1000 japanischen Kirschbäume, die der Stadt Wien, anlässlich des 1000-Jahr Jubiläums von Österreich, als Geschenk übergeben wurden. Sie tragen jedes Jahr von Mitte bis Ende April pinkfärbige Blüten. Dieser Kunstraum ist eine Neuinterpretation des traditionellen Japanischen Gartens. Beim Kirschenhainfest, das von der Bezirksvorstehung Floridsdorf, dem Forstamt der Stadt Wien und der Japanischen Botschaft veranstaltet wird, können die Besucher die Vielfalt der japanischen Kultur, wie zum Beispiel japanische Teezeremonie, Kalligrafie, MANGA-Zeichnen, Kyudo(Bogenschießen), Kingyo Sukui (Goldfisch-Fangspiel) oder Kimono usw., erleben. 
Eine Überraschung erfuhr ich auch beim Japan-Tag in Ottakring. Wer hätte das gedacht, dass in diesem traditionsreichen Wiener Bezirk Japan so präsent ist. Im Juli 2013 fand diese Veranstaltung zum kulturellen Austausch bereits zum vierten Mal statt. Ein umfangreiches, kostenloses Workshop Angebot lud die BesucherInnen dazu ein, japanische Kultur hautnah zu erleben und das Bühnenprogramm schuf eine Verbindung zwischen österreichischer und fernöstlicher Kultur. Der Veranstalter ist die Bildungsagentur Verein zur Förderung alternativer Bildungsprogramme und es ist für mich ein ganz besonderes Event. Ich freue mich sehr darauf, im September wieder dabei zu sein.

 

Foto: Direktor Tsuyoshi Kawahara. Credit: Japanisches Informations- und Kulturzentrum


Japan und Österreich pflegen seit langem freundschaftliche Beziehungen, wo liegen die Schnittpunkte?

Sowohl Österreich als auch Japan bezeichnen Kultur als wichtige „soft power“ ihrer Außenpolitik. Das Kulturforum der österreichischen Botschaft in Tokio und das japanische Informations- und Kulturzentrum in Wien übernehmen eine sehr ähnliche Rolle und kooperieren miteinander. Ich stehe in Kontakt mit dem Leiter des österreichischen Kulturforums, Mag. Peter Storer und wir tauschen uns über Kulturprojekte aus. Auslandskulturarbeit bedeutet sehr viel persönliches Engagement und persönlicher Austausch zwischen allen Beteiligten.

 

Wann entstanden die ersten japanischen Kulturinstitute in Europa, wann in Wien? 

In Europa gibt es drei japanische Kulturinstitute: Köln, Paris und Rom. Das älteste japanische Kulturinstitut wurde 1969 von der japanischen Regierung in Köln gegründet. Die Institute in Köln, Paris und Rom sind jetzt Außenstellen der Japan Foundation. Die Foundation wurde 1972 als besondere rechtliche Körperschaft unter der Schirmherrschaft des japanischen Außenministeriums gegründet. Sie kümmert sich vor allem um den Austausch von japanischer Kunst und Kultur im Ausland und kann als japanisches Pendant zum deutschen Goethe-Institut gesehen werden. Das japanische Informations- und Kulturzentrum in Wien hingegen ist eine Abteilung der Japanischen Botschaft. Seit Oktober 1997 befinden wir uns hier am Schottenring. Zu den Aufgaben unseres Kulturzentrums zählen unter anderem die Verbreitung von Informationen über Japan und der japanischen Außenpolitik sowie die Durchführung von japanbezogenen Kulturveranstaltungen.

 

Das japanische Informations- und Kulturzentrum in Wien veröffentlicht vierteljährlich das Magazin „Japan heute & morgen“. In der Ausgabe 1/2014 lag der Schwerpunkt auf der Initiative zur Frauenpartizipation und Gleichstellung der Geschlechter. Was war der Hintergrund für diesen redaktionellen Schwerpunkt?

Japan verzeichnet ein anhaltendes Sinken der Geburtenrate. Daher sind Maßnahmen zur Bekämpfung des Arbeitskräftemangels nötig. Eine noch brach liegende Quelle in Japan sind derzeit Frauen. Unser Premierminister Shinzō Abe machte die Schaffung einer Gesellschaft für Frauen, in der sie sich entfalten können, zu einer der wichtigsten Aufgaben der aktuellen politischen Agenda. Auf der einen Seite wollen und sollen Frauen Karriere machen, auf der anderen Seite sind sie aber immer noch für die Familienversorgung zuständig. Aktuell sind Kinderbetreuungseinrichtungen nur unzureichend vorhanden und daher verzichten viele Frauen auf den Wiedereinstieg in den Beruf. Auch unser Steuersystem passt sich der traditionellen Rollenverteilung zwischen Männern und Frauen an. Der relativ grosszügige Ehegattensteuerabzug ist ein Beispiel. Die derzeitige Diskussion versucht eine neue Umwelt zu schaffen und veralteten Modelle aufzubrechen, um Frauen zu animieren, nach der Kinderbetreuung wieder in den Beruf einzusteigen.
Aufgrunde dieser Aktualität wurde das Thema Frauenpolitik zum Schwerpunkt unserer letzten Ausgabe. Wir möchten den ÖsterreicherInnen nicht nur die japanische Kultur vermitteln, sondern auch über die gegenwärtige politische und wirtschaftliche Situation in Japan informieren.

 

Welche Stellung nehmen weibliche Kulturschaffende in der japanischen Gesellschaft ein? 

Gerade die Kunst ist ein Bereich, in dem Frauen bereits eine ähnlich aktive Rolle spielen wie Männer. Es gibt zahlreiche japanische Künstlerinnen, die auch im Ausland erfolgreich sind. Beim Internationalen Filmfestival 2014 in Berlin, der Berlinale, erhielt  beispielsweise die japanische Schauspielerin Haru Kuroki den silbernen Bären für die beste Darstellerin.



Welche weiteren Highlights bietet das Kulturprogramm in den kommenden Monaten?


Im Herbst 2014 finden einige Aufführungen japanischer Bühnenkunst auf Wiener Theaterbühnen statt. Selbstverständlich sind wir wieder Mitorganisatoren des Kirschenhainfestes im Frühling 2015. Ich persönlich freue mich schon sehr auf dieses Fest, da es mein erster Besuch des Kirschenhainfestes sein wird. Ich hoffe, dass uns das Wiener Wetter im nächsten Jahr nicht wie dieses Jahr einen Strich durch die Rechnung macht.

 

Zur Person Tsuyoshi Kawahara:

 

Geboren: 02. März 1974 in Kagoshima, Japan

Hochschulabschluss: Doshisha University in Kyoto


2002 - 2005  Forschungsbeauftragter bei der Japanischen Botschaft in Berlin

2006 - 2008  Yazaki Corporation, International Personalabteilung

2008 - 2010  Außenministerium, Europaabteilung

2010 - 2013  Generalkonsulat in Düsseldorf, Kulturabteilung

Seit 2013 Japanische Botschaft in Österreich, Kulturabteilung

 

 

 

Pamela Bartar & Marlene Kurzmann 

 

 

 

 

Foto: Pamela Bartar & Direktor Tsuyoshi Kawahara im Japanischen Informations- und Kulturzentrum am Schottenring 8. Credit: ConnectingCulture.at





 

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