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Kultur.Diplomatie




22.08.2014  Quintessenzen Italien - Im Gespräch mit Direktorin Clara Bencivenga Trillmich



Der Direktorin des italienischen Kulturinstituts in Wien, Clara Bencivenga Trillmich, ist die Vermittlung moderner und zeitgenössischer Kunst aus Italien ein großes Anliegen. Das KDMagazin sprach mit ihr über neue Projekte, ein Konzert zu Ehren des Schönberg-Schülers Giampaolo Coral, die Schwierigkeiten des italienischen Theaters und Legenden um das Palais Sternberg.


In italienischen Familien hat das gemeinsame Essen einen sehr hohen Stellenwert. Pflegen Sie diese Tradition auch in Österreich? Haben Sie ein Lieblingsessen mit nach Wien gebracht?


Ich bin schon seit 1982 im Ausland und mit einem Deutschen verheiratet: Zuhause werden viele deutsche Spezialitäten gekocht. Mein Mann liebt zum Beispiel besonders Weißwürste. Was ich aber immer gerne koche ist italienische Pasta. Meine Lieblingspasta ist Fusilli, vor allem Fusilli con Rucola ist ein sehr einfaches Rezept aus dem Süden Italiens. Ich bin ja Neapolitanerin und dieses Gericht eignet sich besonders gut für heiße Sommertage, weil es einfach, schnell und leicht ist:

 

Zwiebel glasig anbraten

frische San Marzano Tomaten

Fusilli in gesalzenem Wasser kochen

den Rucola mit Olivenöl und Salz zubereiten - ohne Essig!

Wenn die Pasta fertig gekocht ist, mit der Tomatensauce vermischen und mit dem kleingeschnittenen Rucola vermengen. Mit feinen Gartenkräutern abschmecken und schon ist es fertig!

 

Ich liebe dieses Gericht besonders an heißen Tagen, weil es auch lauwarm beziehungsweise kalt serviert werden kann. Früher, als meine Eltern noch am Leben waren, pflegten wir die italienische Tradition des gemeinsamen Essens bei jedem Familientreffen. Heute ist das etwas schwieriger. Mein Mann und ich sind beide den ganzen Tag unterwegs und jeder isst für sich. Aber abends, wenn wir beide nach Hause kommen, nehmen wir uns jeden Tag die Zeit um gemeinsam zu Essen. Dann kommt ein selbst gekochtes Essen - sei es Gemüse, Fleisch oder Pasta - auf den Tisch und wir tauschen den Tag untereinander aus. Am Wochenende lege ich besonders viel Wert darauf, dass selbst gekocht und gemeinsam gegessen wird. Dann bereite ich auch sehr gerne ein primo piatto - also Vorspeisensalate aus Pasta oder Reis - zu.

 

Sie sind seit Jänner 2013 Direktorin des Kulturinstitutes in Wien. Davor waren Sie  Kulturattaché in Berlin und Direktorin des Kulturinstitutes in Kopenhagen. Haben Sie persönliche Steckenpferde im Bereich der Kultur- und Wissenschaftsvermittlung?


Ich bin studierte Archäologin und arbeitete bis Ende der 70er Jahre im Kulturministerium in Italien. Ich habe einen deutschen Archäologen geheiratet, der lange am deutschen archäologischen Institut tätig war. Danach waren wir zusammen in Madrid. Viele meiner realisierten Projekte haben mit Archäologie zu tun. Archäologie ist nicht nur touristisch wichtig für Italien, sondern das gesamte Italien ist gesäumt mit tausenden archäologischen Fundstellen und wichtigen historischen Ausgrabungen. Hier ist nicht nur Pompeji zu nennen, sondern ich könnte tausende interessante Orte in Italien aufzählen.

Beispiele wie Carnuntum, unweit von Wien gelegen, gibt es in Italien unzählige. Diese Stätten sind natürlich auch von Touristen gut besucht. Deswegen ist und war Archäologie schon immer sehr wichtig für den italienischen Tourismus. Die Reisenden aus Nordeuropa sind nach Italien gepilgert, um diese archäologischen Schätze zu besichtigen. Es gibt ja auch Stimmen, die meinen, dass Rom eine einzige große Ausgrabungsstätte ist. Die ganze Stadt ist ein Freilichtmuseum und deswegen sind die archäologischen Ausstellungen und Museen in der gesamten Stadt verstreut. Ich habe erst kürzlich in Graz einen Vortrag über die neuen archäologischen Museen in Italien gehalten.

 

Foto: Clara Bencivenga Trillmich, Direktorin des italienischen Kulturinstituts. Credit: ConnectingCulture.at

 

Gibt es aktuell ebenfalls Projekte?


Das archäologische Netzwerk in Europa ist relativ klein. Daher kenne ich viele der Experten und daraus entstehen immer wieder sehr interessante Kooperationen und Projekte. Als ich nach Wien gekommen bin, kannte ich natürlich bereits die Kollegen an der Universität und an der österreichischen Akademie der Wissenschaften. Aus diesen alten Bekanntschaften und Netzwerken entspringen immer noch wundervolle Projekte. Zum Beispiel werden wir vom 24. bis zum 26. September eine große internationale Tagung hier im italienischen Kulturinstitut organisieren. Das Thema der Tagung wird „Kaiser Augustus - sein Leben und Vermächtnis“ lauten. Das Projekt ist international aufgestellt und Kollegen aus Deutschland, Frankreich oder Großbritannien werden daran teilnehmen.

 

Im Bereich der Kulturvermittlung und des Kulturaustausches haben wir gemeinsam mit Frau Dr. Marion Meyer, Professorin für klassische Archäologie an der Universität Wien, eine Vorlesungsreihe initiiert. Das Thema dieser Reihe sind archäologische Neuerungen in Italien, Neuigkeiten zu Funden in Pompeji und zahlreichen anderen berühmten Fundstellen in Italien. Ich bin selbst schon sehr gespannt auf die Vorträge: Ein besonders spannender Teil dieser Vortragsreihe werden die neuen Funde aus Pompeji sein. In Pompeji wurden Überreste einer Siedlung aus der Bronzezeit gefunden, welche ebenfalls vom Vesuv zerstört wurden. Funde aus dieser Zeit sind sehr schwer zu dokumentieren, da prähistorische Funde nicht so gut erhalten sind wie beispielsweise Funde römischer Häuser. Diese Vorlesungsreihe wird über das gesamte nächste akademische Jahr an der Universität Wien abgehalten. Ich freue mich schon sehr darauf, es ist mein ganz persönliches Steckenpferd, wie sie es vorhin genannt haben.

 

Italien präsentiert sich selbst als Kulturnation – vor einiger Zeit kursierte in den Gazetten der Wunsch aus Italien, das italienische Kulturgut als weiteren Indikator in der Länderbewertung der internationalen Ratingagenturen zu berücksichtigen. Es gibt 89 Kulturinstitutionen weltweit - wie sieht die gemeinsame Strategie aus?

 

Zusammenfassend kann ich erklären, dass unsere Kulturarbeit über die klassischen Ziele hinausgeht. Italien als Land und die Kultur im speziellen sind weltweit bekannt und die Leute kennen die großen Künstler der Renaissance. Leonardo und Michelangelo brauchen uns nicht. Persönlichkeiten wie Galileo Galilei und Dante Alighieri, gehören nicht nur zur Geschichte Italiens, sondern sie gehören zur Geschichte ganz Europas. Diese großen Denker, aber auch Persönlichkeiten wie Shakespeare und Mozart, sind keine Nationalhelden, sondern zählen zur Geschichte eines ganzen Kontinents. Und so werden sie auch außerhalb von Europa wahrgenommen. Die Kollegen, die in Indonesien oder Senegal arbeiten, sehen uns als „Europäer“ und nicht als Österreicher oder Italiener. Das ist in deren Augen alles Dasselbe.

 

Deswegen versuchen wir, auch die moderne Kunst Italiens zu präsentieren. Die zeitgenössische Kunst ist mir persönlich auch ein wichtiges Thema. Es gibt sehr viele moderne Künstlerinnen und Künstler in Italien und die moderne Kunst Italiens hat zwei wichtige Avantgarden erlebt: Beispielsweise waren die Arte Povera und die Transavanguardia in den siebziger, achtziger und neunziger Jahren sehr wichtig für diese Kulturgattung. Ein bedeutender Vertreter dieser Schule war Michelangelo Pistoletto, der bis heute eine Stiftung mit einem international bekannten und interdisziplinären Zentrum, die Cittadellarte-Fondazione Pistoletto, in der Nähe von Turin betreibt. Auch gibt sehr viele Museen, die sich der zeitgenössischen Kunst widmen.

Die Ausgangsidee zur Strategie ist ähnlich wie in Wien: Das Zeitgenössische mit der Tradition zu verbinden. Um hier auch ein Beispiel zu nennen: Das Museum Maxxi in Rom stellt eine wahre Herausforderung dar. Die Leute, die nach Rom fahren, suchen nicht nach moderner Kunst, sondern wollen das antike Rom erleben. Die klassischen Touristinnen und Touristen besuchen das vatikanische Museum oder die Kapitolinischen Museen. Aber diese Tendenz liegt logisch auf der Hand. Viele Touristen haben wenig Zeit und wollen dann auch die großen Sehenswürdigkeiten besichtigen. Mir ging es erst letztens sehr ähnlich. Wir waren in Paris auf Urlaub und hatten zu wenig Zeit, um die Stadt wirklich zu erleben. Aber ich wollte unbedingt in den Louvre, da ich die Kunst und die Räumlichkeit großartig finde. Auch wenn mir über die vergangen Jahre große Veränderungen bei den Besuchern aufgefallen sind.

 

Kultur wird zur Massentourismusware?

 

Ich selbst fotografiere nicht gerne. Es gibt einen Raum im Louvre, in dem alle Meister der Renaissance wie Leonardo Da Vinci oder Raphael ausgestellt sind. Die Touristen stürmten regelrecht in Richtung dieses relativ kleinen Raumes, wo Leonardos Mona Lisa ausgestellt ist. Mein Interesse dieses Bild zu sehen hält sich in Grenzen, obwohl es vielleicht das bekannteste Gemälde der Welt ist. Mein Desinteresse kam daher, dass sich hunderte Leute wie eine Traube vor dem Gemälde versammelt hatten. Sie alle hielten ihre Smartphones und Kameras in die Höhe, um das Bild zu fotografieren, weil sie es von der Ferne gar nicht mehr erkennen konnten. Dieser Anblick glich fast einer künstlichen Installation eines Waldes aus Armen und leuchtenden Displays. Die Medialisierung wird einfach immer stärker und greift überall ein - sei es im privaten Alltag oder in der Arbeit – ich empfinde das als bedenklich. Wenn man das Bild nicht sehen kann, weil hunderte Leute davor stehen, und man nur einen Blick über einen Bildschirm erhaschen kann, brauche ich gar nicht in ein Museum zu gehen. Andere Räume des Louvre, wo traumhafte Meisterwerke von Michelangelo Merisi da Caravaggio oder Raphael ausgestellt werden, waren fast leer.

 

Die italienischen Kulturinstitute legen den Fokus auf die Förderung zeitgenössischer Kunst – wo sehen Sie wichtige Schwerpunkte?

 

Das italienische Kulturinstitut konzentriert sich eher auf zeitgenössische und moderne Kunst, unabhängig von den klassischen Brennpunkten – die Menschen schenken jenen sowieso ihre Aufmerksamkeit. Die Gattung der zeitgenössischen Musik bedarf besonderer Förderung, da Italien stark mit der klassischen italienischen Oper assoziiert wird und große Meister wie Vivaldi im Vordergrund stehen. Aber es gibt auch exzellente moderne Musik aus Italien. Erst vor wenigen Monaten veranstalteten wir ein Konzert zu Ehren von Giampaolo Coral aus Triest. Er war ein Schüler des berühmten Komponisten, Malers, Dichters und Erfinders Arnold Schönberg. Das Konzert war eine Kooperation mit dem Arnold Schönberg Center, ein öffentliches Kulturzentrum, das den Nachlass Schönbergs aufbewahrt. Vor allem die Zusammenarbeit mit Nuria Schönberg-Nono, die Tochter von Arnold Schönberg und Witwe des italienischen Komponisten Luigi Nono, war eine sehr interessante Kooperation. Nuria Schönberg-Nono lebt jetzt in Venedig und verwaltet den Nachlass Ihres Ehemannes und ihres Vaters. Im kommenden Herbst wird es einen Film unter ihrer Regie geben. Ich freue mich über diese Zusammenarbeit!

 

Das Kulturinstitut zeigt auch mindestens einmal im Monat moderne italienische Filme und nicht nur Revuen der alten bekannten italienischen Filme wie ‚La Dolce Vita‘. Natürlich sind diese Filme ausgezeichnet, aber wir konzentrieren uns eher auf Werke aus den vergangen vier oder fünf Jahren. Wir zeigen Filme wie den Oscar preisgekrönten „La Grande Bellezza“, aber auch unabhängige Produktionen, die kaum bekannt sind. Diese Produktionen geben einen guten Einblick in das gesellschaftliche Leben des modernen Italiens.

 

Welchen Stellenwert hat die zeitgenössische Kunst und Kultur in Italien?

 

Italien befindet sich seit sechs oder sieben Jahren in einer schwierigen Situation. Das zeitgenössische Schaffen in der Kunst und Musik setzt sich sehr wohl auch mit den gesellschaftspolitischen Fragen der Nation auseinander. Die vorige Regierung und die ehemalige Partei Forza Italia hatten vielfach eine positiv gestaltende Kulturpolitik vernachlässigt. Dies wird heute besonders im Bereich Theater sichtbar. Theater ist die schwierigste Gattung, um sie im Ausland zu präsentieren, denn es gibt immer eine Sprachbarriere. Das Theater beschäftigt sich primär mit Sprache und Ausdruck. Weder die Musik noch die bildenden Künste haben mit diesem Problem zu kämpfen.

 

Durch die Fördereinrichtung „Ente teatrale italiano" wurde ein sehr wichtiger Grundstein für die Bewältigung dieser Herausforderung geschaffen. Die Initiative hat uns sehr dabei geholfen, italienische Bühnenkunst im Ausland bekannt zu machen. Es wurden Untertitel und Übersetzungen implementiert und diese machten es möglich, die Werke auch für nicht italienisch Sprechende greifbar zu machen. Ein gesamtes Werk in einer fremden Sprache zu erleben, ist beinahe unmöglich. Deshalb steht das Theatergenre heute sehr unter Druck. Die Produktion eines Theaterstückes ist zusätzlich mit hohen Kosten verbunden und der Aufwand, eine italienische Produktion in beispielsweise Österreich aufzuführen ist auch herausfordernd. Der letzte wirklich große und international berühmte Theaterschriftsteller aus Italien war Dario Fo, dessen Werk ich auch sehr schätze. Es gibt natürlich viele Stücke, die in die verschiedensten Sprachen übersetzt wurden, aber das vermittelt einfach nicht das gleiche Gefühl wie es in der Originalsprache zu erleben.

 

Foto: Marlene Kurzmann (KDMagazin) & Clara Bencivenga Trillmich im Palais Sternberg, dem Sitz des italienischen Kulturinstituts. Credit: ConnectingCulture.at




Das Palais Sternberg ist ein auffälliges Gebäude, dass mit mit einem Stück Historie verbunden ist. Es kursiert eine Legende, die erzählt, dass ein unterirdischer Tunnel zum Palais Metternich existiert. Diesen soll die Geliebte des Fürsten benutzt haben, um ihn unentdeckt sehen zu können. Gibt es einen wahren Kern dieser Geschichte?


Diese Legende wurde mir ebenfalls erzählt, gleich als ich nach Wien kam. Aber ich denke, dass jedes historische Gebäude und insbesondere Palais von Legenden umhüllt werden. Ich habe diese Legende schon oft diskutiert, unter anderem auch mit einer Mitarbeiterin, die schon seit 30 Jahren in diesem Palais arbeitet. Das Palais Sternberg hat einen Keller, in dem sich eine Treppe befindet, welche noch ein Stockwerk tiefer führt. Da unten gibt es eine verschlossene Tür. Es gibt keine Beleuchtung und daher ist diese Mitarbeiterin die Einzige von uns, die jemals in diesem Bereich des Palais war. Natürlich könnte der geheimnisvolle Tunnel auch zugemauert worden sein, das weiß niemand. Aber ich denke, die Legende stammt daher, dass es früher üblich war, einen sehr tiefen Keller zu bauen, um Vorräte, Lebensmittel und Wein zu lagern. Das Haus wurde 1820 erbaut und war lange Zeit im Besitz der böhmischen Adelsfamilie Sternberg. Das Familienwappen der Sternbergs ziert heute noch die Fassade des Palais. Während des ersten Weltkrieges wurde leider vieles zerstört und um 1920 wurde das Gebäude von einer Schweizer Versicherungsgesellschaft gekauft. Nach der Enteignung dieser Gesellschaft wurde das Palais Ende der 30er Jahre im Austausch für das Gebäude des österreichischen Kulturforums in Rom an Italien übergeben. Das Institut in Wien startete aber erst im Jahre 1948.

Um auf die Legende zurück zukommen: Meiner Meinung nach sollten Legenden wie diese einfach Legenden bleiben. Fürst Metternich hatte immer eine sehr strenge Beziehung zu Italien. Für uns ItalienerInnen ist Metternich sozusagen der „meist gehasste Österreicher“. Sogar in allen Geschichtsbüchern für Kinder wird Metternich mit einem Satz aus dem Wiener Kongress von 1815 zitiert: „Italien existiert nicht, das ist nur eine Halbinsel“, soll er gesagt haben. Dieser Satz wird immer und überall wiederholt und deshalb haben die Italiener auch so einen Hass auf Metternich.

Die Italiener haben im 18. und 19. Jahrhundert sehr stark um die Anerkennung als einheitliches Land gekämpft, denn Österreich war immer noch im Besitz der Lombardei, Triests und Venetiens. Es war zwar nur eine sehr kurze Spanne - von 1797 bis zum Ausbruch des ersten Weltkrieges -, in der diese Teile Italiens zu Österreich gehörten, aber die Spuren sind dennoch sichtbar.

 

Gibt es Kooperationsprojekte mit EUNIC Austria, eventuell einen Schwerpunkt zur Theater-Thematik?


Im Bezug auf Theaterkunst werden wir gemeinsam mit EUNIC Austria ein Theaterfestival organisieren, welches aus jetziger Sicht für April/Mai 2015 geplant ist. Diese Initiative war ein Vorschlag von Seiten des italienischen Kulturinstituts und wird auch in unserer Theater-Räumlichkeit, welche Sitzplätze für 200 Gäste bietet, stattfinden. Jedes Land wird ein junges und zeitgenössisches Theaterstück in der eigenen Sprache präsentieren, welches mit „Obertiteln“ auf einem Screen übersetzt wird, damit die ZuseherInnen auch verstehen, wovon das Stück handelt. Das besondere an dieser Veranstaltung ist, dass die ZuseherInnen die jeweilige Landessprache hören und sich hinein fühlen können, aber gleichzeitig auch den Kontext verstehen. Diese Veranstaltung wird auch für das italienische Kulturinstitut eine Premiere und eine große Sache.

Eine weitere Kooperationsmöglichkeit zu diesem Theaterfestival wird es mit der ehemaligen EU-Parlamentarierin und Burgschauspielerin Mercedes Echerer geben. Sie brachte die tolle Hörbuchreihe „Europa Erhören“ heraus. Dieses Projekt soll eine Entdeckungsreise durch die verschiedensten Städte und Gegenden Europas bieten und den HörerInnen Lust auf europäische Kultur machen. Mercedes Echerer war sofort für das Theaterfestival zu begeistern und wird im Zuge einiger Lesungen aus ihrer Hörbuchreihe beim Festival mitwirken. Da sie ja eine sehr erfolgreiche Schauspielerin ist, wäre es auch eine tolle Idee, dass sie einige Bühnenszenen wiederholt und auf Deutsch übersetzt.

Am 22. September werden wir eine ganz besondere Ausstellung eröffnen. In Kooperation mit dem Informationsbüro des Europäischen Parlaments und der Vertretung der Europäischen Kommission in Österreich veranstalten wir eine mehrsprachige Lesung aus Homers „Odyssee“. Die Lesung findet im Haus der Europäischen Union im ersten Bezirk statt. Es wurde ein Kapitel der „Odyssee“ ausgewählt und jedes vertretene Land wird diesen Absatz in der eigenen Sprache vortragen. Homer gilt als die „erste Literatur Europas“ und es wird sehr interessant, ein und denselben Text in so vielen verschiedenen Sprachen zu hören.

 

Auf welche Programmhighlights dürfen wir uns 2014/2015 freuen?

 

Die Zusammenarbeit mit lokalen Künstlern und Kulturschaffenden ist das wichtigste Instrument der Kulturarbeit. Vor Wien war ich Direktorin des Kulturinstituts in Kopenhagen und wir haben immer eine sehr enge Beziehung mit den nordischen Kulturinstitutionen gepflegt. Zwischen den drei Ländern Norwegen, Schweden und Dänemark gab es viele Berührungspunkte und wir waren bei unzähligen Veranstaltungen gemeinsam präsent. Das Partnerland, in dem sich das Kulturinstitut befindet, ist in meinen Augen der wichtigste Kooperationspartner der Institution. Der Austausch zwischen Österreich und Italien ist sehr gut: die ÖsterreicherInnen kennen Italien, auch wenn die gemeinsame Vergangenheit nicht immer nur positiv geprägt war. Die Beziehungen der zwei Nationen sind eng verbunden - besonders im Nordwesten Italiens, sprich Südtirol, Friaul oder Venetien. Diese Gemeinsamkeiten werden besonders in der Architektur sichtbar. In den nördlichen Gebieten Italiens ist die Architektur sehr kaiserlich und stammt aus der K&K-Monarchie. Aber besonders dieser Austausch ist so wichtig.

  

Zu dieser Thematik organisierten wir am 23. Juni ein Konzert des Chors Cantus Iuvenis. Der international erfolgreiche Chor ist in Wien ansässig und besteht aus jungen Sängern aus Südtirol, welche in den drei Sprachen der Region singen: Deutsch, Italienisch und Ladinisch. Der Chor symbolisiert eine junge Generation, welche die Chance nutzt, drei Sprachen und zwei Nationen zu vereinen. Die nordwestliche Gegend Italiens war lange Zeit erschüttert von der forcierten Italianisierung unter Mussolini. Es wurde den Einheimischen verboten, die eigene Sprache zu sprechen. Aber die junge Generation sieht in diesem Mix der Kulturen Privilegien und nicht die Problematik der Vergangenheit.

 

Die italienische Sprache ist auch in unserem Kulturinstitut ein wichtiger Faktor. Wir haben ein breit gefächertes Angebot an Sprachkursen. Es kommen sehr viele Studenten und junge Akademiker zu uns. 2014 konnte ich eine sehr interessante Wendung beobachten: mehr als die Hälfte der Studenten besuchen einen Sprachkurs, weil sie Italienisch für die Arbeit benötigen. Italien ist nach Deutschland der wichtigste Wirtschaftspartner Österreichs und somit sind Arbeitskräfte, die Italienisch beherrschen, sehr gefragt.

 

Am 15. Oktober veranstaltet das Institut zudem eine Tagung zum Thema „Österreichische Grabungen in Italien“. Österreichische Universitäten und Forschungsinstitutionen führen seit mehr als 40 Jahren archäologische Grabungen und Untersuchungen in Italien durch und diese Tagung stellt die neusten Ergebnisse vor. Archäologie ist natürlich eines meiner Spezialgebiete, daher freue ich mich schon sehr auf diese Tagung. Wir sind auch sehr stolz, bei der Vienna Design Week von 26. September bis 4. Oktober den Designer und die Italienische Marke Formabilio aus Treviso zu präsentieren. Zusätzlich haben wir im Oktober einige tolle Konzerte geplant, beispielsweise am 3. Oktober das Konzert des außergewöhnlichen Ensembles Gli Sconcertati.

 

 

Foto: Pamela Bartar (KDMagazin) im Gespräch mit Clara Bencivenga Trillmich. Credit: ConnectingCulture.at

 

 

Zur Person Clara Bencivenga Trillmich:

Clara Bencivenga Trillmich hat ihren Studienabschluss in klassischer Archäologie an der Universität von Neapel erlangt. Danach folgte die Spezialisierung in klassischer Archäologie an der Universität „La Sapienza“ in Rom. 1978 begann sie, als archäologische Leiterin beim archäologischen Landeskonservator zu arbeiten, zuerst in Salerno, dann in Neapel. Seit 1983 ist sie in den italienischen Kulturinstituten im Ausland tätig, zuerst in Madrid, danach in Berlin als Kulturreferentin, und ab 2007 in Kopenhagen als Direktorin. Seit 20. Jänner 2013 leitet sie das Italienische Kulturinstitut in Wien.

Sie ist mit dem deutschen Archäologen Walter Trillmich verheiratet, ehemaliger Direktor des deutschen archäologischen Instituts (Madrid / Berlin). Clara Bencivenga Trillmich hat viele wissenschaftliche Artikel in Fachzeitschriften publiziert und zahlreiche Vorträge gehalten – sowohl auf wissenschaftlicher Ebene, in Seminaren und bei fachspezifischen Kongressen, als auch auf populärwissenschaftlicher Ebene.

 





 

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