Thomas Schuller-Götzburg ist seit 17 Jahren Diplomat im österreichischen Außenministerium. Nach dem Studium der Ägyptologie in Fächerkombination Ur- und Frühgeschichte sowie Sudanarchäologie absolvierte er eine zweijährige Ausbildung an der Diplomatischen Akademie in Wien und ist seit 1990 im Außenministerium tätig. Nach Bern (Schweiz), Belgrad (Serbien) und Kairo (Ägypten) ist Buenos Aires sein vierter Auslandsposten.
Wie repräsentiert die österreichische Botschaft ihr Land in Argentinien?
Zum einen gibt es natürlich die politische Vertretung, die vor allem die Frau Botschafter [Frau Dr. Gudrun Graf] wahrnimmt, d.h. die Vertretung Österreichs gegenüber Argentinien wie auch Uruguay und Paraguay. Dann gibt es einen Handelsrat, der von der Wirtschaftskammer Österreich kommt und vor allem die Interessen österreichischer Unternehmen in den drei Ländern vertritt. Es gibt die konsularische Vertretung, die zum einen sehr wichtig für österreichische Touristen ist, die sich im Land aufhalten und Probleme haben und zum anderen für die 15.000 Passösterreicher in Argentinien, die Nachfahren von österreichischen Emigranten sind und in Argentinien leben. Und dann eben auch die Kulturarbeit, die wir hier leisten und die sehr erfolgreich ist. Gerade in Buenos Aires haben wir - trotz des riesigen Kulturangebots, das hier jeden Tag stattfindet - mit unseren Veranstaltungen bisher immer großes Echo hervorgerufen; d.h. die Leute interessieren sich für die Veranstaltungen - nicht nur Österreicher, die hier leben sondern auch das "normale" Publikum.
Also gibt es keine bestimmte Zielgruppe, die die Botschaft ansprechen will?
Nein. Es gibt punktuell Veranstaltungen, die wir nur für Österreicher bzw. Deutschsprachige organisieren, ansonsten arbeiten wir für das normale Publikum. Es kommen natürlich oft die gleichen Leute, die einen Bezug zur Botschaft haben oder Freunde, die wir direkt anschreiben und über die Veranstaltung informieren. Letzten November haben wir in der Nationalbibliothek an fünf Abenden Filmaufnahmen von Karajan gezeigt. Er hat Musik dirigiert und an diesen fünf Abenden war der Saal voll, d.h. jeweils 250 Leute. Es kamen natürlich ein paar Leute, die wir kennen, doch da wir diese Veranstaltung in Zeitungen groß ankündigten, war das Publikum ansonsten von der Straße.
Gibt es für die Veranstaltungen einen medialen Schwerpunkt?
Schwerpunkt ist meistens Musik, allerdings gibt es aus Wien den Auftrag - und das machen wir auch - auch andere Dinge zu zeigen. Zum Beispiel gibt es viel Sprechtheater - auf Spanisch meistens, wenn es übersetzte Stücke gibt. Von Elfriede Jelinek hatten wir ein Stück wie auch von Franzobel.
Werden solche Veranstaltungen dann von österreichischen Künstlern realisiert?
Nein, das machen eher argentinische Schauspieler bzw. Regisseure, die im Gegenzug Ehrenschutz oder finanzielle Unterstützung verlangen. Meistens ist es so, dass der Partner zu uns kommt; viele österreichische Künstler wenden sich direkt an uns oder gehen in die Kulturabteilung des Außenministeriums, stellen sich vor und die Wiener Zentrale schickt die Information dann an alle Botschaften. Künstler sind zumeist Musiker und da auch eher klassische Musiker.
Wie sieht es generell aus, arbeiten Sie mit anderen Kulturinstituten zusammen?
Mit dem Goethe-Institut werden vor allem die Theatergeschichten realisiert. Dort übersetzen sie zum Beispiel auch und da suchen wir dann gerne eine Kooperation. Dieses Jahr wollen wir aber auch etwas mit der unagrischen Botschaft machen und relativ fix ist eine Theateraufführung von Stefan Zweigs "Tersites" mit der griechischen Botschaft, weil es im antiken Griechenland spielt und es in der griechischen Residenz einen schönen Aufführungssaal gibt. Auftrag aus Wien ist auch, dass wir mit den EU-Partnern kooperieren sollen - im April bzw. Mai wird es anlässlich der 50 Jahre Römerverträge zum Beispiel europäische Kulturwochen geben, bei denen mehrere Botschaften zusammenarbeiten.
Ist ansonsten von der Botschaft aus für 2007 ein Themenschwerpunkt gesetzt?
Nein. Wir hatten voriges Jahr das Mozart- und das Freudjahr. Dieses Jahr gibt es kein Jubiläum, d.h. wir machen unser normales Programm: zwei bis drei klassische Konzerte, dieses Theaterstück mit den Griechen, ein paar Filmbeiträge zum Kinofilmfestival in Mar del Plata. Schwerpunkt ist aber dieses Jahr eher auf klassischer Musik.
Das heißt ein sehr typisches Österreichbild?
Auf dem Gebiet ja. Es wird aber auch kompensiert, wie gesagt durch das Theaterstück "Bambiland" von Elfriede Jelinek wie auch jetzt den "Messias" von Franzobel - also immer wieder ein Kontrapunkt. Wobei diese beiden Autoren ehrlicherweise nicht das gleiche Publikum ansprechen; die, die ein klassisches Konzert hören wollen, gehen nicht in ein modernes Theaterstück der Elfriede Jelinek. Wir versuchen also nicht nur den Mozart und die Lipizzaner zu verkaufen sondern eben auch anderes.
Vielen Dank an Mag. Schuller-Götzburg für die Enblicke, die er uns in die Arbeit der österreichischen Botschaft in Buenos Aires gab. (gz)