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Kultur.Diplomatie




15.03.2007  Russisches Kulturinstitut: Interview mit Direktor Oleg Ksenofontov



Oleg Ksenofontov, Botschaftsrat der Russischen Botschaft und seit Juli 2005 Direktor des Russischen Kulturinstitutes Wien (RKI), über seine Arbeit, das „Jahr der Russischen Sprache“ und wie man am besten sein Geld investiert.

 

Wie schon sein Großvater und Vater wurde Oleg Ksenofontov in Moskau geboren, wo er die Russische Staatliche Universität für Geisteswissenschaften absolvierte. Seit 1994 ist er im diplomatischen Dienst tätig und leitet, nach einer Station in der Tschechischen Republik, seit 2005 das Russische Kulturinstitut Wien (RKI), wo er mich in seinem hellen, großräumigen Büro mit Blick über den Brahmsplatz empfängt.

 

"Ein guter Freund von mir sagt immer,... 

 

CCA: Herr Ksenofontov, wie definieren Sie Ihre Aufgabe als Direktor des RKI?


K: Das ist ganz einfach. Die Hauptaufgabe aller internationalen Kulturinstitute ist, ihr Land im Ausland zu vertreten, das bedeutet, so viel wie möglich davon zu erzählen und zu zeigen. In Österreich ist es daher die Funktion des RKI die Brücken zwischen unseren Ländern weiter aufzubauen – unter anderem übrigens auch mit Hilfe von CCA. Es gilt neue Kontakte herzustellen, und diejenigen, die schon existieren, zu verstärken. Das RKI will die österreichischen Bürger informieren.

 

CCA: Das heißt, es geht darum ein möglichst vollständiges, komplexes Bild von Russland zu präsentieren?


K: Das versuchen wir natürlich, aber meiner Meinung nach ist es zu schwierig, wirklich allen Aspekten des Lebens in Russland gerecht zu werden, seien es kulturelle, geschichtliche, ökonomische oder politische. Aber unsere Programme setzen sich direkt mit einigen dieser Aspekte auseinander.

 

CCA: Das RKI bemüht sich also um ein umfangreiches Angebot? Zum Beispiel die Russischkurse, die Bibliothek...



K:
Das ist richtig. Umgekehrt gibt es übrigens auch Deutschunterricht für unsere Landsleute. Darüber hinaus finden regelmäßig Veranstaltungen statt. Jede Woche gibt es z.B. Ausstellungen zeitgenössischer russischer Kunst, oder Theateraufführungen und wissenschaftliche Seminare. Jeden Freitag ist Filmabend, und monatlich finden ein Literaturklub, sowie das Programm der Österreichischen Roerich-Gesellschaft und der Österreichischen Assoziation der Russischen Landsleute in unseren Räumlichkeiten statt. Für Kinder organisieren wir Gesangs-, Tanz-, und Malkurse.

 

...die beste Art sein Geld anzulegen,...

 

CCA: Wie funktioniert die Programmgestaltung des RKI?

 
K:
Ich bekomme regelmäßig Vorschläge für diverse Projekte aus Russland, aber erfreulicherweise sind auch verschiedenste österreichische Institutionen sehr engagiert. Wir organisieren und betreuen regelmäßig russische Sprachwettbewerbe in Wien und in den Bundesländern, an denen Österreicher teilnehmen. Unsere Lehrer bilden dabei die Jury und wir stellen die Preise zur Verfügung.

 

CCA: Und was gibt es zu gewinnen?


K: Beispielsweise ein Jahresstipendium für das Puschkin-Institut der Russischen Sprache in Moskau, oder zahlreiche Bücher. Wir haben dieses Jahr übrigens schon hunderte Bücher an österreichische Institutionen, die sich mit der russischen Sprache beschäftigen, überreicht. So z.B. dem Schottengymnasium in Wien, der Universität Graz, oder dem Institut für Slawistik in Salzburg. Noch im März werden wir 100 bis 120 Bücher klassischer russischer Literatur in St. Pölten übergeben. Für mich gehört so etwas zum Alltag.

 

CCA: Man kann also sagen, dass ein thematischer Schwerpunkt im Programm des RKI auf der russischen Sprache und Literatur liegt?

 

K: Dieses Jahr auf jeden Fall, denn 2007 wurde von unserem Präsidenten Wladimir Putin weltweit zum „Jahr der Russischen Sprache“ erklärt. In diesem Rahmen findet eine Reihe von Programmen im Ausland statt. Das RKI bereitet diese für Österreich auf.

 

CCA: Was ist diesbezüglich noch geplant?

 

K: Ende Mai, von 21. bis 25., finden die Puschkin-Tage in Österreich statt [in Gedenken an den russischen Dichter Alexander Puschkin (1799-1837), Anm. d. Red.]. Im Zuge dessen wird die Philharmonische Gesellschaft aus St. Petersburg ein Konzert geben. Wir werden den neuen Film „Puschkins Duell“ (2006) von Nathalja Bondartschuk, eines unserer führenden Regisseure, präsentieren, der die Umstände um Puschkins Tod im Duell behandelt. Außerdem wird es noch eine Ausstellung geben, für die wir mit dem Staatlichen Puschkin-Museum in Moskau kooperieren.
Zusätzlich beteiligt sich das RKI traditionell auch an den methodischen Seminaren österreichischer Russisten und Slawisten. Dazu laden wir gewöhnlich Lehrende von russischen Universitäten oder russische Schriftsteller ein.

 

CCA: Für wen ist das RKI da? Wen soll es in erster Linie ansprechen? Russische Landsleute in Österreich? Die Österreicher selbst? Oder sowohl als auch? Ich frage das, weil auffällt, dass relativ viele Veranstaltungen des RKI ausschließlich auf Russisch stattfinden.

 

K: Hier gibt es verschiedene Richtungen. Prinzipiell aber ist das RKI für alle da, die daran interessiert sind, mehr über Russland zu erfahren. Da gibt es keine Grenzen. Manchmal bieten wir Übersetzungen an, manchmal nicht. Konzerte beispielsweise brauchen sowieso keine. Die gezeigten Filme werden gelegentlich untertitelt, während die Seminare auf jeden Fall übersetzt werden. Es ist auch schon vorgekommen, dass man sich in diesen auf Englisch als Arbeitssprache geeinigt hat. Bei großen Konferenzen sind Dolmetscher natürlich ganz selbstverständlich, so wie bei unseren großen jährlichen Seminaren, wo 2006 Nanotechnologie auf dem Programm stand, und im Jahr davor Biotechnologie. Diese Seminare veranstalten wir üblicherweise zusammen mit österreichischen Institutionen, wie dem Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur [ab 1. März 2007 Teilung in Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur und Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung, Anm. d. Red.], und der Österreichischen Wirtschaftskammer.

 

...ist auf Reisen zu gehen."


CCA: Es gibt also viele Kooperationen mit österreichischen Institutionen?

 

K: Ja, und offen gesagt, bin ich damit auch sehr zufrieden, weil sich diese nicht nur auf Wien beschränken, sondern auch in den Bundesländern stattfinden. Das begrüße ich sehr.

 

CCA: Wie sieht es mit der Zusammenarbeit mit anderen internationalen Kulturinstituten in Wien bzw. Österreich aus?

 

K: Recht gut. Ende Mai ist z.B. mit dem Bulgarischen Kulturinstitut eine gemeinsame historisch-wissenschaftliche Konferenz zum Thema der Beendigung des russisch-türkischen Krieges am Ende des 19. Jahrhunderts sowie der Befreiung vom Balkan vorgesehen.

 

CCA: Sehen Sie diesbezüglich die Notwendigkeit sich stärker zu vernetzen? Wie ist der aktuelle Stand der Dinge?

 

K: Der ist an und für sich zufrieden stellend. Diese ersten gemeinsamen Projekte sind allerdings nötig, um auch für die Zukunft vorzubauen.

 

CCA: Das heißt weitere gemeinsame Projekte sind erwünscht?



K:
Ja, unbedingt. Während meiner Arbeit in der Tschechischen Republik als Direktor des dort ansässigen RKI habe ich auch schon sehr viel Erfahrung mit ausländischen Kulturinstitutionen gesammelt. Es gab dort z.B. Zusammenarbeit mit dem Goethe Institut, der Alliance Française, dem Slowakischen, Polnischen und Bulgarischen Kulturinstitut. Ich bin sicher, das kann auch in Österreich funktionieren, denn solche Verbindungen können sehr interessant sein. Ich möchte allerdings nicht vorgreifen, denn ich habe die Gewohnheit, nur über Dinge zu sprechen, die schon konkret in der Realität verankert sind.


CCA: Herr Ksenofontov, was ist Ihr persönlicher Zugang zur Kulturvermittlung zwischen Russland und Österreich?



K:
Was angewandte und bildende Kunst betrifft, schätze ich vor allem unsere Zusammenarbeit mit der Universität für Angewandte Kunst. Es existieren auch viel versprechende Perspektiven auf dem Gebiet der Musik. Das Mozarteum in Salzburg z.B. hat gemeinsam mit Studenten des Tschaikowsky-Konservatoriums Moskau ein wunderbares Konzert gespielt. Grundsätzlich ist es aber eine der besten Seiten meiner Arbeit einfach neue Menschen kennen zu lernen und neue interessante Orte zu sehen. In Österreich gibt es viele Sehenswürdigkeiten und historische Plätze zu entdecken. Ich habe unter anderem schon Innsbruck, Graz, Salzburg und Eisenstadt besucht, und bin davon wirklich angetan.


CCA: Das RKI in Wien ist also für die russisch-österreichische Kulturvermittlung in ganz Österreich zuständig?


K: Es ist wichtig zu sagen, dass ebenso wenig wie Moskau für ganz Russland stellvertretend ist, kann Wien es für Österreich sein. Die Arbeit des RKI findet zu einem großen Teil auch außerhalb Wiens statt. Aber im Großen und Ganzen wird sie von hier aus verwaltet.


CCA: Was haben Sie bei Ihren Reisen durch die österreichische Kulturlandschaft schätzen gelernt? Wo liegen dabei Ihre persönlichen Interessen? Gibt es gleichzeitig auch Dinge, die Ihnen missfallen?



K:
Mit sehr, sehr seltenen Ausnahmen im Bereich der modernen bildenden Kunst, gibt es solche Dinge nicht. Meine Vorlieben liegen vor allem in der Architektur, in der Landschaft und der Natur. Und bei den historischen Museen natürlich. Die österreichische Geschichte interessiert mich besonders.

 
CCA: Was wünschen Sie sich für Ihre Arbeit in Zukunft? Sind Sie mit dem Status quo zufrieden, oder sehen Sie in einem bestimmten Bereich Verbesserungsmöglichkeiten?

 

K:
Verbesserungsmöglichkeiten existieren natürlich immer, und ich suche dauernd nach neuen. Denn restlose Zufriedenheit in einer Arbeit wie meiner bedeutet Stillstand. Das gilt im Allgemeinen, z.B. auch im Journalismus. Es ist wichtig, seine erbrachten Leistungen zu würdigen, aber das Leben läuft weiter, und daher ist es nötig, stets neue Herausforderungen zu suchen, um sich selbst weiter zu entwickeln.

 
CCA: Wie lange werden Sie in Wien bleiben?



K:
Das weiß ich noch nicht.


CCA: Herr Ksenofontov, herzlichen Dank für das Gespräch!

 

(köp)

Russisches Kulturinstitut Wien (RKI)

Brahmsplatz 8
1040 Wien
http://www.rki-wien.at/

 










 

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