Logo              HOME   |   Das.Projekt   |   Support.Us   |   Projekt.Shop   |   Redaktion   |   Impressum
            News.Events  |  Editors.Choice  |  Streif.Züge  |  Kultur.Diplomatie
 
 
Kultur.Diplomatie




30.05.2007  Instituto Cervantes: Interview mit Juan Carlos Ortega Bayón



Dr. Juan Carlos Ortega Bayón ist der Direktor des Instituto Cervantes, dem spanischen Kulturinstitut. Das Institut hat eine Sprachschule, eine Bibliothek, und ist um die Vermittlung der spanischen Kultur an die Österreicher in Form von Ausstellungen, Filmvorführungen, Vorträgen etc. bemüht.
 
cca:
Welche Tätigkeiten haben Sie vor der Ernennung zum Direktor des Instituto Cervantes ausgeübt?
 
Juan Carlos Ortega Bayón:
Ich komme aus der Welt der Bücher und habe mich mein ganzes Leben mit Büchern beschäftigt. Ich habe Bücher geschrieben, sie korrigiert und sie verwahrt. Meine Berufserfahrung hat in einem Verlag begonnen. Ich war auch schon sehr früh als Literaturkritiker tätig und habe meine Kritiken in Zeitungen, wie z.B. El País veröffentlichen können. Anschließend war ich in der spanischen Nationalbibliothek tätig. Danach habe ich in einem Museum für moderne Kunst in Madrid gearbeitet und schließlich habe ich einen Verlag geleitet. Die Arbeit, die ich hier im Institut mache, vereinigt ein bisschen alle Bereiche in denen ich bisher gearbeitet habe. So haben wir z.B. eine Bibliothek, funktionieren auch als Kulturzentrum und betreiben auch einen kleinen Verlag.
 
cca:
Welche Publikationen erscheinen in Ihrem Verlag?
 
Juan Carlos Ortega Bayón:
Wir drucken vor allem die Kataloge zu den verschiedenen Ausstellungen, die wir veranstalten. Dann natürlich auch unsere Broschüren und unsere Veranstaltungsankündigungen. Außerdem helfen wir auch mit, wenn Kongressdokumente zu Veranstaltungen mit Spanienbezug in Österreich veröffentlicht werden sollen.
 
cca:
Welche kulturellen Höhepunkte stehen am Programm des Instituto Cervantes 2007?
 
 
 
Juan Carlos Ortega Bayón:
Einerseits das im Mai stattfindende Festival der spanischen Musik Spanien Modern. Dieses Festival ist eine provokative Antwort auf das, seit 1988 bestehende, Musikfestival Wien Modern. Wien Modern wurde gegründet um dem Wiener Publikum die moderne Musik vor Augen zu führen. In den 20 Jahren des Bestehens ist das auch gelungen und es ist auch international bekannt geworden. Aber in diesen 20 Jahren ist noch nie ein moderner spanischer Komponist zu Wort gekommen, ebenso wie spanische Interpreten. Deshalb haben
 

wir uns als Antwort das Festival Spanien Modern einfallen lassen, um eine Plattform zu schaffen, damit auch die spanische zeitgenössische Musik in Wien vertreten ist. Es ist gedacht, dass daraus eine jährliche Veranstaltungsreihe entsteht. Dieses Jahr kommen vier Orchester, die alle in Spanien einen sehr guten Rufe genießen. Aber auch eine zweite Veranstaltung im Oktober möchte ich besonders hinweisen. Wir veranstalten im Anschluss an die Frankfurter Buchmesse eine Tagung zum Thema Übersetzungen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Frage, warum bestimmte Bücher aus dem Spanischen ins Deutsche übersetzt werden und andere nicht. Es geht also darum, die Auswahlkriterien zu finden, die dazu führen, dass ein bestimmtes Buch aus dem Spanischen übersetzt wird. Die Teilnehmer dieser Tagung werden Übersetzer, Verleger, Literaturagenten,

Kritiker und Personen aus dem universitären Bereich sein. Ich glaube, dass bei dieser Veranstaltung auch die kulturellen Unterschiede herausgearbeitet werden können. Und zwar in dem Sinn, dass deutlich wird, dass es so etwas wie einen deutschsprachigen und einen spanischsprachigen Geschmack gibt. Im deutschen Sprachraum gefällt vielleicht etwas was in Spanien nicht gefällt und umgekehrt. Ich glaube, dabei können ganz interessante Ergebnisse  herauskommen.
 
cca:
Wo setzen Sie persönlich Ihren Schwerpunkt 2007?
 
Juan Carlos Ortega Bayón:
Jedes Jahr veranstalten wir eine Diskussionsveranstaltung zum Thema: Das Verhältnis österreichischer Schriftsteller zu Spanien. Das erste Mal behandelten wir Thomas Bernhard und Spanien, heuer gab es Peter Handke und Spanien und nächstes Jahr steht Rainer Maria Rilke und Spanien am Programm. Das ist vielleicht eine etwas indirekte Art die spanische Kultur zu verbreiten. Letztlich geht es aber dabei um die Frage, wie sich eine Kultur in den Augen einer anderen darstellt. Es geht mir im Besonderem darum, von unserer Kultur ein modernes Bild zu vermitteln. Ein Bild das mit den alten, weitverbreiteten Klischees bricht. Ich glaube auch, dass die Ausstellungen moderner bildender Kunst und unsere Filmvorführungen die wir organisieren, sehr viel dazu beitragen können, ein neues Bild von Spanien zu zeichnen.
 
cca:
Gibt es auch Kooperationen mit anderen Kulturinstituten?
 
Juan Carlos Ortega Bayón:
Es gibt die Vereinigung der Kulturinstitute der Europäischen Union. Das Instituto Cervantes ist eines der Gründungsmitglieder. Was derzeit innerhalb des Vereins in Vorbereitung ist, kreist um das Thema Kinder- und Jugendliteratur. Für Herbst planen wir eine gemeinsame DJ-Nacht in Kooperation mit dem Radiosender FM4.
 
cca:
Gibt es außerhalb von Wien kulturelle Aktivitäten des Instituto Cervantes?
 
Juan Carlos Ortega Bayón:
Wir haben schon bei einigen Veranstaltungen in Salzburg, Linz, Graz etc. mitgewirkt. Eigentlich sollte man als Kulturinstitut ja überall präsent sein. Aber in Niederösterreich oder dem Burgenland haben wir noch nie etwas gemacht. Das hat vielleicht auch damit zu tun, da diese beiden Bundesländer zum Einzugsgebiet von Wien zählen.
 
 
cca:
Gibt es kulturelle Bereiche, wo Sie zusätzliche Schwerpunkte setzten möchten?
 
 
Juan Carlos Ortega Bayón:
Vor allem im Bereich der Präsentation unserer Veranstaltungen möchten wir die Form etwas verändern. Im Augenblick stellt sich die Situation so dar: wenn ein Buch vorgestellt wird, findet eine Lesung statt; wenn es um Musik geht, veranstalten wir ein Konzert. Wir wollen neue Formen finden – in Richtung hybrider Veranstaltungen. Darunter verstehe ich, dass man z.B. Musik und Literatur in einer Veranstaltung verbindet. So könnte man, wenn ein Buch vorgestellt wird, eine Performance einbinden. Heute muss Kultur einen gewissen Event-Charakter haben, sonst kommt es bei den Leute nicht an. Ein anderer Bereich, der noch zu fördern wäre, ist der spanische und lateinamerikanische Tanz der Moderne. Hier ist auch schon eine Kooperation mit Wiener Institutionen, wie dem Impulstanz, angedacht.
 
cca:
Vielen Dank für das Gespräch.
 
 
Interviewer: (kav) (ruw)
Fotos: (kav)
 
Weiterführende Informationen:




 

Zur Übersicht