Vom 2. - 5. Oktober blickte die internationale Galerienszene nach Wien. Zum 10. Mal öffnete die Viennafair, Österreichs größte internationale Kunstmesse, ihre Pforten. Ein besonderer Schwerpunkt liegt traditionell auf Ost- und Südosteuropa. Statt auf Popularisierung setzte man dieses Jahr auf Konzentration.
Foto: Viennafair 2014. Petar Mirkovic/Galerie Lukas Feichtner. © ConnectingCulture.at
Ob sich die Ukraine-Krise bemerkbar mache, möglicherweise durch weniger Kuratoren oder Sammler aus Russland, wollen die Journalisten auf der Pressekonferenz zur Eröffnung der traditionell stark mit Ost- und Südosteuropa verbundenen Viennafair 2014 wissen. Man sehe nichts dergleichen, war die Antwort.
Tatsache ist, es haben heuer 10 Galerien weniger aus Osteuropa teilgenommen als 2013. Das habe allerdings nichts mit aktuellen Konflikten zu tun, sondern sei durch härtere Selektionskriterien begründet, die nicht nur Galerien aus CEE beträfen. Man habe die Zahl der ausstellenden Galerien bewusst von 127 im Vorjahr auf 99 in diesem Jahr reduziert. Für Christina Steinbrecher-Pfandt, künstlerische Leiterin der VIENNAFAIR, im Rückblick die richtige Entscheidung: „Der Konzentrationsprozess den wir in diesem Jahr begonnen haben, wurde besonders von den SammlerInnen sehr positiv aufgenommen.“
Neben Rumänien, Schwerpunktland des von der OMV gesponserten Projekts Dialog: New Energies, das die kulturgeschichtliche Entwicklung Rumäniens der letzten 50 Jahre beleuchtet, waren insbesondere Russland, Ungarn und Polen im CEE-Programm stark vertreten. Aus der Ukraine war nur die Kiewer MIRONOVA Gallery zu Gast. Weitere Teilnehmer aus allen Ecken der Welt sowie natürlich die österreichische und speziell die Wiener Galerienszene vervollständigten das Aufgebot.
Das Interesse war groß: 350 Sammler und Sammlerinnen aus Europa (60%), Osteuropa (20%) und dem Rest der Welt hatten sich angemeldet und wurden von der Viennafair mit VIP-Programmen und Talks umgarnt. Wer sich für die Sammlungsstrategien der Profis interessierte, konnte im Rahmen des Forums „20 four 7 – Collecting the New Contemporary“ Einblicke gewinnen. Für Orientierung im Kunst-Dschungel sorgten die Good Guide. Bad Guide.-Führungen von Studierenden und Absolventen der Akademie der Künste. Gemäß des aus dem Genre des Kriminalfilms bekannten „Good Cop/Bad Cop“-Prinzips nahm die „Freie Kunstvermittlung" unterschiedliche und zum Teil ausgesprochen kritische Positionen ein.
Foto: Viennafair 2014. © ConnectingCulture.at
Fotos: Impressionen von der Viennafair 2014.© ConnectingCulture.at
Die rapiden sozialen und urbanen Veränderungen in Baku, Aserbaidschan, wurden bei VIENNA Focus thematisiert. Die zeitgenössische Kunstszene des religiös, ethnisch und kulturell vielfältigen Landes an der Schwelle zwischen Europa und Asien etabliert sich langsam international. Die Non-Profit-Organisation YARAT zeigte in einer der spannendsten Ausstellungen der Viennafair die Transformation Bakus exemplarisch am Beispiel von Sovetsky, einem der ärmsten Bezirke der Stadt und gleichzeitig Geburtsort vieler prominenter Figuren der aserbaidschanischen Geschichte des 20. Jahrhunderts. Drei Künstler und Künstlerinnen setzten sich hierzu mit Arbeiten in unterschiedlichen Medien (Fotografie, Video, Installation) intensiv mit dem historischen Viertel und seinen Bewohnern auseinander und verhandelten widrige Lebensbedingungen, Erinnerung und Verfall.
Fotos: Viennafair 2014. "Burying Bad Days", 2014, Radu Belcin/Galerie Martin Mertens (l). Shirin Art Gallery (r). © ConnectingCulture.at
Die Wirtschaftskammer Wien vergab drei Preise an je eine aufstrebende, eine etablierte und eine internationale Galerie. Preisträger in der Kategorie „Emerging Gallery“ war Josefine Wagner mit der Wiener Galerie Raum mit Licht. Auf der VIENNAFAIR zeigte sie Arbeiten von Claus Pamminger in einer für einen Messestand ungewöhnlichen räumlichen Konstellation. Georg Kargl (Georg Kargl Fine Arts), kein Unbekannter in der Wiener Galerienszene, erhielt den „Established Galery Prize“. Die Galerie Żak | BRANICKA (Berlin/Warschau), die sich stark für osteuropäische Künstler einsetzt, wurde mit dem „International Gallery Prize“ ausgezeichnet.
„Mehr Besucher, mehr internationale Kunstsammlerinnen und Kunstsammler und zufriedene Galerien, das ist mehr als wir uns erwarten durften“, so das Resümee von Christina Steinbrecher-Pfandt nach fünf Tagen Viennafair. Mit 25.274 BesucherInnen konnte die 10. Ausgabe einen neuen Rekord verzeichnen. Das Konzept, den Austausch zwischen diversen Kunstszenen zu fördern, Kunstsammler und Sammlerinnen stärker in das Programm zu integrieren und dadurch insbesondere die Wiener Galerien nachhaltig im Kunstmark zu positionieren, scheint aufgegangen zu sein.